Heimat von Zeitung verlassen

RÜCKZUG Die WAZ-Gruppe setzt ihren Sparkurs um – und vermengt Lokalteile

Wenn der Chef einer Zeitung persönlich an die „lieben Leserinnen und Leser“ schreibt, verheißt das selten Gutes – wie gestern, als Bodo Zapp, Kopf der Westfalenpost (WP), verkündete, dass die WP ihren Lesern ab heute in Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal den Lokalteil ihrer Schwesterzeitung Westfälische Rundschau liefert. Was laut Zapp aber nicht wehtut: Die Leser könnten sich „sicher sein, dass Sie weiterhin über das Geschehen in ihrer Stadt bestens informiert werden“. Auch die „WP-Handschrift“ werde man „durchaus noch“ erkennen.

Durchaus noch? Klingt wie eine Einschränkung und darf auch getrost so gelesen werden. Denn bisher arbeiteten in den drei Städten für WP und WR jeweils zehn Redakteure – in der neuen Gemeinschaftsredaktion in Schwelm sitzen nun gerade noch sieben und schreiben die Zeitung voll; wovon lediglich drei von der WP kommen und also künftig für die gute alte „WP-Handschrift“ sorgen dürfen.

„Welche Kosequenzen das für den Inhalt hat, wenn eine neue Redaktion unter WR-Führung den Lokalteil für die WP macht, kann man sich leicht beantworten“, heißt es intern bei der WP. In deren Redaktionen kondolieren derweil treue Leser, obschon die Schließung nicht überraschend kommt, aber doch plötzlich: Vergangenen Montag erst wurden die Redakteure über die rasche Abwicklung informiert.

Mit den Schließungen im Ennepe-Kreis setzt die Essener WAZ-Mediengruppe, zu der WP und WR gehören, ihren Sparkurs fort. Auch in Hagen werden die Leser heute überrascht: Dort übernimmt die WR den Lokalteil der WP und „brandet“ ihn, wie man so sagt, mit ein paar eigenen Artikeln. Und so geht das jetzt immer weiter. Mehr als 30 Millionen Euro will die WAZ sparen. Die Chefredakteure werden noch öfter an die „lieben Leserinnen und Leser“ schreiben. ROS