Angela gruschelt

STUDI-VZ Deutschlands größtes soziales Netzwerk im Internet mischt sich in den Wahlkampf ein

122 Leute finden Außenminister Frank-Walter Steinmeier gut, immerhin. So können Besucher seines brandneuen Profils auf StudiVZ lesen. Das zusammen mit SchuliVZ und meinVZ größte digitale Netzwerk in Deutschland steigt nun nämlich Web-2.0-mäßig in den Wahlkampf ein. Die nach eigenen Angaben insgesamt 10,4 Millionen wahlberechtigten Nutzer können sich da jetzt „gruscheln“ (grüßen und kuscheln) lassen von Kanzlerin Angela Merkel. Oder sagen, dass sie ihren SPD-Konkurrenten Steinmeier „gut“ finden.

Seit Obama mit einem schlauen Wahlkampf 2.0 vor allem junge Wähler begeisterte, versprechen sich auch die deutschen Parteien von einer starken Internetpräsenz Stimmen. Das zur Holtzbrinck-Verlagsgruppe gehörende VZ-Netzwerk könnte dabei eine wichtige Rolle spielen. 70 Prozent der jungen Neuwähler nutzen angeblich das Netzwerk. Gestern stellte die VZ-Gruppe ihre Plattform für den Online-Wahlkampf vor. Die Kandidaten können sich dort mit eigenen Profilen, mit Videos und Fotoalben präsentieren. „Wir haben die technologische Möglichkeiten hergestellt, jetzt ist es an den Kandidaten, sie zu nutzen“, sagt VZ-Chef Markus Berger-de Léon. Allerdings gibt die VZ-Gruppe schon auch zu: Deutschland ist nicht die USA, Merkel kein Obama. Dabei stellt sich die Frage, ob die deutschen Parteien überhaupt bereit sind, die Interaktion von unten – wie das Internet sie theoretisch ermöglicht – zuzulassen. Zur Beruhigung können die Politiker bei StudiVZ unerwünschte Reaktionen direkt löschen. Falls der eine oder andere Steinmeier dann doch nicht so gut findet. KOEN HAEGENS