Zu Tode blühen

Neuhängung, Preisreform, mehr Events und Werbung sollen wieder mehr Publikum in die Kunsthalle locken

Der wirklich schöne Sommer hat bewirkt, dass die Besucherzahl der Hamburger Museen bei weitem nicht den geschätzten und für den Eigenanteil der Finanzierung dringend notwendigen Stand erreicht hat. Die Hamburger Kunsthalle zieht daraus Konsequenzen. Erstmals wird groß angelegt mit einer Werbekampagne im ideellen Wert von weitgehend gesponserten 240.000 Euro für das Haus geworben.

Sodann wird die Struktur der Eintrittspreise verändert: Sonderausstellungen, die ab Ende Januar nur noch im dann neu eröffneten Hubertus-Wald-Forum stattfinden, werden 8,50 Euro teuer, ermöglichen aber auch in den drei nächsten Tagen den Besuch der ständigen Sammlung. Der Preis für deren alleinigen Besuch wird auf sechs Euro gesenkt. Und wer nur mal kurz eine Stunde vor Schließung in die Kunsthalle hineinschnuppern will, bezahlt dafür nur drei Euro.

Da mit dem Hubertus-Wald-Forum, das die Kunsthalle um eintausend Quadratmeter erweitert, auch ein dritter Eingang geschaffen wird, wird ein Großteil der alten Kunsthalle neu gehängt. Jeden bisherigen Maßstab sprengt aber im Jahre 2004 das Rahmenprogramm zu dessen Eröffnung: Den Bildern von holländischen Gesellschaftsszenen des 17. Jahrhunderts wurde nicht nur der reißerische Titel Vergnügliches Leben – Verborgene Lust verpasst, es wird vor den Bildern auch Musikdarbietungen, Weinproben und Festessen geben.

Die Zeiten sind leider vorbei, in denen ein wohlgebildetes Bürgertum selbstverständlich in seine Kunstsammlung ging – und dieser Besuch bei dem sowohl ideell angeeigneten wie ja auch materiell den Bürgern gehörenden Kunstbesitz genauso selbstverständlich kostenfrei war. Auch wenn der Kunsthalle Erfolg bei den Bemühungen um mehr zahlendes Publikum sehr zu wünschen ist, bleibt doch das ungute Gefühl, dass es sich bei alledem um unsinnige Wucherungen eines ganz falsch gesetzten, ja kriminell ökonomisierten Kulturbegriffs handelt, wie bei einer Pflanze, die sich, schon unrettbar krank, in großartiger Schönheit zu Tode blüht. Hajo Schiff