Schule Huckelriede? Alles unklar

Gymnasium oder Schulzentrum? Bildungsdeputation wird sich heute vermutlich vergeblich mit dem Thema Schulzentrum Huckelriede befassen

Ein durchgängiges Gymnasium sei verabredet worden, so Claas Rohmeyer (CDU)

Bremen taz ■ Am Schulzentrum Delmestraße hat gestern die Theatergruppe von Lehrer Hans-Hermann Hille ein kleines Bewegungsstück „König Drosselbarth“ aufgeführt. Schüler, die nach der 10. Klasse auf ein Oberstufenzentrum gehen wollen und dafür die Schule wechseln müssen, sollten gestern vom Schulangebot der Delmestraße begeistert werden. Die Situation war beinahe historisch: Denn das Schulzentrum Delmestraße wird es bald nicht mehr geben.

Die Struktur der Stufen-Schulen, bei denen jeder Schüler mehrfach die Schule wechseln muss, ist das Auslaufmodell sozialdemokratischer Bildungspolitik. Lehrer Hans-Hermann Hille selbst hat 1973 als Assessor in der Schule Huckelriede angefangen. Damals, erzählt Hille, an einem durchgängigen Gymnasium. Dann wurden die Klassen 5 und 6 ausgegliedert und zur „Orientierungsstufe“ gemacht, dann wurde die Sekundarstufe I, also die Klassen 7 bis 10 gekappt, und schließlich wurde 1997 auch der Rest geschlossen. Nächstes Jahr nun zieht Lehrer Hille wieder zurück. Denn in Huckelriede soll es wieder ein durchgängiges Gymnasium geben.

Aber noch ist Huckelriede nicht wieder Gymnasium. „Zum Schuljahr 2004/05 werden die Wilhelm-Kaisen-Schule und das Schulzentrum des Sekundarbereichs II Neustadt (Gymnasium) organisatorisch zu einem Schulzentrum mit durchgängigem gymnasialem Bildungsgang von Klasse 5 bis 12 zusammengeführt.“ So schlicht klingt der Kernsatz in der Beschlussvorlage für die am heutigen Mittwoch tagende Bildungsdeputation. Aber der Satz hat es in sich.

Das sei das, was in der Koalition verabredet wurde, sagt man im Bildungsressort. Das sieht Claas Rohmeyer, CDU-Bildungspolitiker, aber ganz anders. Ein durchgängiges Gymnasium sei verabredet worden und nicht ein durchgängiger gymnasialer Bildungsgang in einem Schulzentrum. Die CDU droht daher, den Beschluss zu blockieren. Bei der strittigen Frage geht es nicht um irgendein Detail.

Derzeit ist Susanne Draheim vom alten Sek-I-Schulzentrum an der Gottfried-Menken-Straße die Schulleiterin der geplanten neuen “Wilhelm-Kaisen-Schule“ in Huckelriede, in die auch Schüler aus der Kornstraße wechseln sollen. Susanne Draheim ist aber Stufen-Lehrerin für die Sekundarstufe I und kann nicht Leiterin der Oberstufe werden. Zudem gibt es den Schulleiter Wolfgang Kuhlmann von der Delmestraße, der davon ausgeht, dass er mit nach Huckelriede geht, wenn seine Schule dorthin zieht.

Gehören die Gymnasialklassen 5 bis 9 dann zum Gymnasium oder gehören sie zum Schulzentrum? Wer definiert das Lerntempo? Sollen die Gymnasialklassen 5 und 6 „mit angezogener Handbremse“ laufen, damit die Durchlässigkeit am Ende der Klasse 6 erhalten bleibt, oder sollen sie mit dem Schnellläufer-Ziel starten, nach fünf Jahren den Übergang zur Oberstufe zu schaffen, wofür derzeit sechs Jahren benötigt werden?

Für die jetzige Wilhelm-Kaisen-Schule ist klar: Das Profil soll im naturwissenschaftlich-technischen Bereich liegen. Aber dieses Schulprofil ist bislang mit der künftigen Oberstufe der Delmestraße nicht abgestimmt: Spanisch als Sprachenprofil wird dort betrieben und Wirtschaft. Solange nicht klar ist, wie die Leitungsstruktur der neuen Schule aussieht, gibt es noch nicht einmal regelmäßige Kontakte, um die kontroversen Fragen zu klären.

kawe