WOCHENÜBERSICHT: KUNST
: Pamela Jahn schaut sich in den Galerien von Berlin um

Bjørn Melhus, „still men out there“, Projektraum Deutscher Künstlerbund e. V., Rosenthaler Straße 11, bis 19. Dezember, Di.–Fr. 14–18 Uhr

Ein paar Stühle fehlen. Davon abgesehen sieht der Projektraum des Deutschen Künstlerbundes in der Rosenthaler Straße tagsüber wie eine ortstypische Location aus, in der sich wahrscheinlich wenige Stunden später junge Menschen mit Beck’s-Flaschen in den Händen um die 18 blütenförmig arrangierten Farbmonitore gruppieren, die den Raum mit flashigen Farblicht-Effekten schmücken. Sofort nach Betreten des Ausstellungsbereichs ist das diffuse Microclub-Ambiente allerdings kein Thema mehr. Hier herrscht Krieg, wird das letzte Gefecht ausgetragen, das Bjørn Melhus in seiner neuen Videoinstallation im Loop durchspielt. Wie bereits in früheren Arbeiten montiert er dabei akustisches Material und Dialogfetzen aus amerikanischen Filmklassikern aneinander und setzt seine imaginierten narrativen Lichtfelder in ausgefeilter Choreografie auf den Rhythmus dieser Klangkonstruktion. Die jingleartigen Szenenbruchstücke, die von Vaterlandstreue bis Herzschmerz die gesamte Palette der großen Gefühle behandeln, setzen sich allerdings erst nach und nach zu einer eigenen Geschichte zusammen, die von jener ohren- und augenbetäubenden Kulisse getragen und immer wieder durchbrochen wird: Unruhig flackern die Bildschirme vor den Augen, kämpfen die Farbflächen im Schusswechsel ums Überleben, ertrinken sie in ihrem blutroten Guss, bis man am Ende allein in einem Moment der Totenstille zurückbleibt. Doch die Stimme aus dem Off macht schnell wieder Hoffnung: „There are still men out there“, in Anlehnung an den Titel des Werks und der Show. Und tatsächlich: Zwei kleine Männer, gerüstet mit Pudelmütze und Fäustlingen, lugen von draußen durch die dicken Scheiben der Schaufensterfront, um sich am bunten Geflacker auf den Monitoren zu ergötzen. Der Ton ist, wie gesagt, von der Straße aus nicht zu hören.