Wer nicht investiert, zahlt drauf

Was anderswo funktioniert, sollte sich auch in Köln durchsetzen, meint Jürgen Hollstein (CDU), Vorsitzender des städtischen Bildungsausschusses, zum Ganztagsschulangebot

Köln taz ■ Bildung ist sein Leben. Der Vorsitzende des städtischen Schulausschusses, Jürgen Hollstein, verdient sein Geld als Bildungsreferent bei der Jakob-Kaiser-Stiftung in Königswinter. In seinem politischen Ehrenamt gestaltet er schon seit 2003 als Chef die Arbeit des Schulausschusses im Stadtrat. Das ist freilich ein ganz besonderes Gremium, denn Bildungspolitik ist Ländersache, und da sind die kommunalen Möglichkeiten zur Entscheidung stark eingeschränkt.

„Oft müssen wir eher die Sachen umsetzen, die in Düsseldorf beschlossen wurden“, räumt Hollstein ein. Zum Beispiel bei der „Offenen Ganztagsschule“. Das Modell der Landesregierung war auf Köln nur bedingt anzuwenden, weil es hier bereits eine vergleichsweise gute Versorgung mit Hortplätzen gab. „Man muss halt wissen, dass es sich eher um eine bloße Betreuung als um eine echte Schule handelt“, charakterisiert Hollstein das Nachmittagsprogramm an inzwischen 33 Kölner Schulen. In den nächsten Jahren sollen mindestens 50 weitere hinzu kommen. „Unser langfristiges Ziel ist es aber, mehr Schulen mit echtem Ganztagsangebot zu bekommen“, betont der CDU-Politiker. „Mir will nicht in den Kopf, warum deutsche Kinder nicht nachmittags Unterricht haben sollen, wenn das im Ausland überall funktioniert.“

Das Thema „Selbstständige Schule“ ist auch so ein politisches Kind aus Düsseldorf. „Anfangs haben wir das ziemlich kritisch gesehen“, erinnert sich der 41-Jährige. „Aber inzwischen hat es sich ganz gut entwickelt.“ Vorstellbar sei zum Beispiel, künftig die Vergabe der Reinigungsarbeiten den Schulen selbst zu überlassen. Wie bereits beim selbstständigen Energiemanagement könnte dann gelten, dass sich Schulverwaltung und Schule das gesparte Geld teilen.

Damit ist das Sparpotenzial in Hollsteins Ausschuss auch schon nahezu erschöpft. Schulen müssen weiter saniert werden, in der Verwaltung wurde schon viel Personal abgebaut, da sei das Ende der Fahnenstange erreicht. Und die Förderung Hochbegabter müsse eher ausgebaut als zusammen gestrichen werden. „Wir hören in Sonntagsreden immer wieder, es muss mehr für Bildung getan werden“, sagt Hollstein. „Das müssen wir ernst nehmen, sonst sind die Folgekosten immens.“

In einem Punkt hat sich Hollstein, der seit 1999 im Rat sitzt, mit der politischen Situation aber nicht abgefunden: Weil es im Kölner Schulausschuss nicht so viel Grundsätzliches zu bewegen gibt, strebt der Pädagoge nun selbst in den Landtag. Sollte er im Mai gewählt werden, müsste in Köln ein neuer Ausschuss-Vorsitzender gesucht werden. Jürgen Hollstein könnte sich dann in Düsseldorf neue Vorgaben ausdenken, die seine Kollegen im Heimat-Rathaus dann ihrerseits umsetzen müssen.

Frank Überall