Mehdorns Hammer

Die HHLA will Anfang des nächsten Jahrzehnts mehr als zehn Millionen Container abfertigen können und 800 Millionen Euro investieren

Der Hafen ist mit 40 Prozent Bahnanteil im Hinterlandverkehr weltweit führend

von gernot knödler

Historischer Boden entsteht heutzutage schnell. Die Packhalle 5 auf dem Container-Terminal Burchardkai (CTB) zum Beispiel wird bald abgerissen. Ein symbolisch verlegtes Gleis, das Bahnchef Hartmut Mehdorn gestern mit einem silbernen Hammer festklopfte, weist den Weg in die Zukunft: Die städtische Hafen- und Lagerhaus-Aktiengesellschaft (HHLA) will den Burchardkai intensiver nutzen und braucht dazu Stellfläche und einen großen, günstig gelegenen Bahnhof. Rund 400 Millionen Euro will sie hier bis 2012 investieren, 800 Millionen insgesamt. Bis zum Beginn des kommenden Jahrzehnts plant die HHLA, ihren Containerumschlag von in diesem Jahr knapp fünf auf mehr als zehn Millionen Euro zu steigern.

Dabei hat die HHLA ihre ohnehin optimistischen Pläne aus dem Sommer nach oben korrigiert. Damals war noch mit Investitionen von 660 Millionen Euro und neun Millionen Standardcontainern bis 2012 geplant worden. „Das liegt daran, dass der Zuwachs auch Leute, die schon länger hier arbeiten, wahnsinnig überrascht hat“, sagt Stefanie Winter von der HHLA.

Der Container-Umschlag in Hamburg ist in den vergangenen fünf Jahren durchschnittlich um 13,4 Prozent gewachsen. In diesem Jahr werden es wohl 15 Prozent werden, bei der HHLA sogar 18 Prozent. Den Grund für dieses ungeheure Wachstum sieht HHLA-Vorstandschef Klaus-Dieter Peters in „unserer herausragenden verkehrsgeografischen Lage zwischen den beiden Sonderkonjunkturregionen, einmal in Fernost mit der Konjunkturlokomotive China, zum anderen im Ostsee-Raum mit dem Wachstumstreiber Russland“.

Die Hafenlobby betont bei solchen Gelegenheiten stets die 1999er Elbvertiefung als Voraussetzung für diese Wachstumsraten. „Hamburg ist mit seinem rund 40-prozentigen Bahnanteil im Hinterlandverkehr in Sachen Ökologie weltweit führend“, sagte Peters. „Wer den Verkehrsinfarkt in Deutschland verhindern und das ehrgeizige Ziel anstreben will, die im Protokoll von Kyoto festgelegten Emissionsminderungen zum Schutz des Weltklimas zu erreichen, kommt am Ausbau des Hamburger Hafens und der Elbe nicht vorbei.“ Bahnchef Mehdorn versprach, alle Transportwünsche zu erfüllen: „Es können gar nicht so viele Container im Hafen landen, wie wir wegtransportieren werden.“

Auch die Stadt, die für stabile Kai-Kanten, das Vorbereiten von Flächen und das Vertiefen der Elbe zuständig ist, wird das eine Stange Geld kosten. Knapp 30 Millionen Euro hat die Wirtschaftsbehörde bereits für einen neuen Containerschiff-Liegeplatz am Burchardkai ausgegeben. Um drei weitere hat die HHLA gebeten. Auch die HHLA-Terminals Altenwerder und Toller Ort sollen ausgebaut werden und die Eurogate-Gruppe darf bei ihren Ausbauplänen nicht benachteiligt werden.

„Wir denken, dass wir das gerade so hinkriegen“, sagt Christian Saadhoff, der Sprecher der Wirtschaftsbehörde. Das Geld sei zum Teil schon in der regulären Haushaltsplanung enthalten. Zusätzlich könne die Behörde über voraussichtlich knapp 400 Millionen Euro aus dem Sonderinvestitionsprogramm des Senats von insgesamt einer Milliarde Euro verfügen. Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU) packte schon mal seine Parteikollegen Klaus-Peter Hesse und Bernd Reinert aus der Bürgerschaft am Schlafittich: „Sorgen Sie dafür, dass das Parlament sich von einer großzügigen Seite zeigt!“, rief der Senator.