An die Leine gelegt

Die Vernichtung von 750 Jobs bei der Harburger Phoenix AG ist offenbar besiegelt. Gewinner sind die Aktionäre

Es ist immer das gleiche Lied – der Sieger nimmt alles. Mindestens 750 Arbeitsplätze bei der Harburger Phoenix AG sollen entfallen, wenn es nach dem Willen der neuen Konzernmutter Continental AG aus Hannover geht. Auf einer Betriebsversammlung heute Mittag sollen die Beschäftigten darüber informiert werden, welche Produktionssparten geschlossen oder ins Ausland verlagert werden sollen. Die Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie will „ein Gegenkonzept“ zu den Vorstandsplänen erarbeiten und über einen Sozialplan verhandeln. Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU) würde den Jobabbau „sehr bedauern“ und will deshalb mit Continental noch mal darüber „sprechen“.

Die Übernahme von Phoenix durch Conti soll am 28. Dezember auf einer außerordentlichen Hauptversammlung offiziell durch Annahme eines Verschmelzungsvertrages beschlossen werden. Der Harburger Autoteile-Zulieferer verliert dadurch seine Selbständigkeit und wird Teil der Continental-Tochter ContiTech.

Zurück bleiben die Beschäftigten in Harburg, die in den vergangenen Jahren den Konzern aus der Tal- in eine satte Gewinnzone geführt haben und jetzt latent – ein Viertel von ihnen akut – um ihre Jobs bangen müssen. Denn die Hannoveraner haben nie einen Hehl daraus gemacht, dass mit der Zusammenlegung der Sparten, in denen beide Unternehmen in Konkurrenz direkt engagiert sind, so genannte Synergie-Effekte genutzt werden sollen: Die Phoenix-Zentrale wird an die Leine ge- und verlegt.

Kai von Appen