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: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

„Apokalypse“, Maxim Gorki Studio, ab 2. 12. „Irre“, HAU 2, ab 4. 12.John Jesurun: „shatterhand massacree“, 1. und 3. 12.; „Chang“, 2. und 4. 12., Haus der Berliner Festspiele

Der Spielplan des Maxim Gorki Studios sieht inzwischen fast wie die Veranstaltungsseite eines Kirchenblattes aus: unsere tägliche Dosis Sinnsuche gib uns heute, samt nächtlichen Events in der Bar „Glauben & Trinken“ und theatralische Bibelstunden, wohin man blickt. Am Donnerstag hat Teil fünf von Bruno Cathomas’ Bibelprojekt „Apokalypse“ Premiere. Am Samstag gibt es im Rahmen von „Die junge Bibel“ eine Versuchsanordnung der Studentengruppe des Maxim Gorki Theaters mit dem Titel „Paradies“ und Mittwoch spielen Rainer Kühn und Felix Rech einen Abend über Fjodor M. Dostojewskis „Der Großinquisitor“. Pünktlich zur Ankunft des Messias verabschiedet sich die Bibel-Factory am 24. 12. mit einem Weihnachtsspecial, und im Januar wird dann die Religion Sozialismus samt ihrer Propheten in der DDR untersucht.Was dem einem sein Himmel, kann dem anderen die Hölle sein. Rainald Goetz untersuchte in „Irre“ vor zwanzig Jahren unter anderem die Frage, was am Irresein normal und was an der Psychiatrie unnormal ist. Das Ensemble Two Fish, hinter dem sich die Choreografin Angela Schubot und Ex-Nico-Navigator Martin Clausen verbergen, haben sich von Goetz’ Achtziger-Jahre-Klassiker zu einem Tanzstück inspirieren lassen, das ab Samstag im HAU 2 zu sehen ist.Im Rahmen von „spielzeiteuropa“ kommt diese Woche der legendäre amerikanische Theatermacher John Jesurun, ein geistiger Vater zum Beispiel von René Pollesch, nach Berlin. Im Festspielhaus in der Schaperstraße wird neben seinem 1997 entstandenes Stück „shatterhand massacree – riderless horse“ (eine surrealistische Sicht auf den alten amerikanischen Traum vom autarken Leben auf der Farm) auch noch eine Ausgabe von Jesuruns Theatersoap „Chang“ („Chang in a void moon I episode # 58“) zu sehen sein und eine Jesurun-Version des „Philoktet“.