Watt-Öl in der Pipeline

Vorbereitungen für den Bau von Transportröhren im schleswig-holsteinischen Nationalpark sind angelaufen

Friedrichskoog dpa ■ Die Vorbereitungen für die Verlegung einer Pipeline zur Förderplattform des größten deutschen Erdölfeldes haben in Friedrichskoog im Kreis Dithmarschen begonnen. Zwei knapp acht Kilometer lange Edelstahlröhren für Rohöl und den Rücktransport des Lagerstättenwassers sollen in zehn Metern Tiefe durch das schleswig-holsteinische Wattenmeer zur Bohr- und Förderplattform Mittelplate führen. Der Beginn des aus Umweltschutzgründen umstrittenen Vorhabens im EU-Vogelschutzgebiet und Nationalpark Wattenmeer ist für Ende Februar 2005 vorgesehen. Spätestens Ende Mai müssen die Arbeiten beendet sein – unter anderem, damit die Brandgänse sich dann ungestört mausern können.

Nach Schätzungen des Mittelplate Förderkonsortiums RWE DEA/Wintershall kann die mehr als 100 Millionen Euro teure Pipeline jährlich rund 1000 Tankerfahrten zwischen der Förderplattform und dem Hafen Brunsbüttel sowie ebenso viele Leerfahrten auf der stark befahrenen Unterelbe vermeiden. Außerdem könne der Förderbetrieb auf jährlich bis zu 1,4 Millionen Tonnen Rohöl gesteigert werden. Dadurch hätte die künstliche Bohrinsel am Rand des Nationalparks Wattenmeer zehn Jahre früher ausgedient. Bislang begrenzt der tiden- und wetterabhängige Abtransport per Schiff die geförderte Ölmenge auf rund 900.000 Tonnen pro Jahr.

Mittelplate ist die einzige Ölförderanlage in deutschen Gewässern. Nach Erkenntnissen des Förderkonsortiums lagern dort in 2.000 bis 3.000 Metern Tiefe rund 100 Millionen Tonnen Erdöl. Nach derzeitigem Stand der Technik gelten davon etwa 50 Millionen Tonnen Öl als „förderwürdig“. Der volkswirtschaftliche Wert beträgt mehrere Milliarden Euro. Die Ölvorkommen im Nationalpark werden seit 1987 genutzt.