Advent ohne Reue

Entsagung jetzt! Die taz Nord rettet die reine Lehre

Die taz Nord musste reagieren: Unser heute startender Adventskalender ist eine Stellungnahme. Ein Einspruch. Denn der Advent ist wieder ausgebrochen – Und in Norddeutschland tobt die Schlacht um die Deutungshoheit über die hektischen Tage.

In Hannover erreichte sie gestern ihren vorläufigen Höhepunkt: Landesbischöfin Margot Käßmann verteilte mitten in der City im Nieselregen 500 Adventskalender an Passanten – einen Steinwurf vom Weihnachtsmarkt entfernt. Anlass der Aktion: die von der Bischöfin initiierte bundesweite Werbeaktion, die unter dem Motto „Advent ist im Dezember“ seit Ende Oktober auf die Vorweihnachtszeit einstimmt. Das sei nicht gegen den Einzelhandel gerichtet, so Käßmann damals. Sie störe es aber, dass „nach der Sommerparty gleich die Glühweinsaison beginnt“. Entsprechend konsumorientiert enthält das bischöfliche Gimmick „24 Sinnsprüche und Botschaften, die durch den Advent begleiten“. Fein. Das suggeriert den Weihnachtskaufrauscherlegenen wenigstens, etwas Sinnvolles getan zu haben.

Damit steht sie nicht allein: Zwar schreckt die katholische Konkurrenz in Osnabrück vor der Gleichsetzung von Advent und Glühweinsaison noch zurück, aber einen Bann über den Konsumterror will man auch dort nicht aussprechen. „Das zu verurteilen, wäre anmaßend“, befindet Bistums-Sprecher Herrmann Hamann. Und äußert so etwas wie Hoffnung, dass Übersättigte und Einkaufsbeladene die Wahrheit in frühmorgendlichen Rorate-Andachten suchen. Dass direkt neben dem Dom die Händler ihre Buden aufgebaut haben, stört offenbar niemanden: Bischof Franz-Josef werde „auf dem Weihnachtsmarkt nicht persönlich auftreten“, so Hamann. Wo Jesus noch die Peitsche nahm, nimmt der Bischof also bloß die Hintertür –theologischer Sittenverfall allüberall.

Dem setzt die taz Nord ihren rechtgläubigen Adventskalender entgegen: Denn Advent, das ist ursprünglich eine Fastenzeit. Man reinigt sich und macht sich bereit, um den großen Sinn in sich aufnehmen zu können. Wie das geht? Durch eine Flucht aus der Überfülle von Inhalten, die pausenlos auf uns einstürmen. Deshalb werden wir täglich ein kleines Fensterchen öffnen, das den Ausblick erlaubt auf jene vorweihnachtlichen Bräuche und Ereignisse des Nordens, die gemahnen: So sparsam lässt sich mit Sinn umgehen. bes