Wittke will Vaillant ordentlich Dampf machen

Heute verabschiedet der Gelsenkirchener Rat eine Resolution gegen die Schließung des hochprofitablen Vaillant-Werkes in Remscheid. Der Heizungsbauer will in die billigere Ostzone abwandern und 243 Menschen entlassen

GELSENKIRCHEN taz ■ “Das ist Profitgier, das ist nicht mehr gesund, und dagegen müssen wir uns wehren.“ Deutliche Worte des Gelsenkirchener CDU-Oberbürgermeisters Oliver Wittke, der fundamentalen Kapitalismuskritik sicher unverdächtig. Doch niemand in Gelsenkirchen versteht, warum das Werk des Heizgeräte-Herstellers Vaillant im nächsten Jahr dicht gemacht und 243 Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren sollen.

“Der Betrieb ist kerngesund und schreibt tiefschwarze Zahlen“, sagt Betriebsrat Jochen Bartsch. Zurzeit ist die Nachfrage nach den Gaswandgeräten aus Gelsenkirchen so hoch, dass drei Schichten gefahren werden müssen. Zusätzlich wurden bis zum Frühjahr befristet 15 Arbeitsplätze eingerichtet. „Das Vaillant-Management wartet doch nur auf unbedachte Aktionen, um kündigen zu können“, warnt Jochen Bartsch vor spontanen Arbeitsniederlegungen. Statt auf blinden Aktionismus wolle man auf langen Atem setzen.

Noch im Jahre 1999 war die Vaillant-Welt in Gelsenkirchen in Ordnung, wurde der Betrieb als „bester Serienfertiger“ ausgezeichnet. Nun sollen mit der Werksschließung 1,8 Millionen Euro eingespart werden. Das Unternehmen mit dem Hasen als Markenzeichen will schon seit Jahren in Europa die Nummer eins auf dem Heizgerätemarkt werden und kaufte Unternehmen ein. Profitables Wachstum nennt das Management seine Strategie. Die Rechnung ging auf: Vaillant heimste den Ludwig-Erhard-Preis als Würdigung der besonderen unternehmerischen Leistungen ein. Produkte aus der Solar- und Brennstoffzellentechnik erhielten Umweltpreise.

Wohin die Reise mittelfristig geht, ist für Betriebsrat Jochen Bartsch klar: “Nach Osteuropa. Billige Arbeitskräfte und ein Riesenmarkt vor der Haustür.“ In Osteuropa werde ein Werk für Gaswandgeräte hochgezogen. 350 Beschäftigten sollen dort jährlich 600.000 Geräte herstellen. „Dafür gibt es bestimmt EU-Fördermittel für Osteuropa.“

In einem großen Zelt soll heute die Resolution des Gelsenkirchener Stadtrates verabschiedet werden. Der Stadtrat reist mit dem Bus ins 60 Kilometer entfernte Remscheid. Hier hat die Firma Vaillant ihren Stammsitz. Um vor Ort Solidarität zu zeigen, hat die IG Metall weitere Metallbetriebe nach Remscheid mobilisiert und auch die BürgerInneninitiative gegen die Werksschließung wird dabei sein. „Wenn wir überhaupt eine Chance haben wollen, müssen wir weit über Gelsenkirchen hinaus wahrgenommen werden“, sagt der evangelische Industrie- und Sozialpfarrer Dieter Heisig von der BürgerInneninitiative.

MANFRED WIECZOREK