Halbnackt gegen Marktliberale

Attac-Aktivisten protestieren gegen Propaganda-Show der Wirtschaftslobbyisten

Warum die Attac-Aktivisten sich bei Minusgraden die Hemden und Hosen vom Leib rissen, haben die meisten Gäste gestern bei der Ankunft am Hamburger Bahnhof zwar nicht verstanden. Sie wussten nur, dass der Protest sich irgendwie gegen sie richtete. Mit gesenktem Blick liefen sie schnurstracks auf den Eingang zu, um auch ja nicht von den Globalisierungskritikern angesprochen zu werden.

Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) und die „Initiative für Neue Soziale Marktwirtschaft“ (INSM) hatten drinnen zur Preisverleihung geladen, um den „Reformer“ und „Blockierer“ des Jahres zu küren. Reformer wurde der ehemalige Fraktionsvize der CDU im Bundestag, Friedrich Merz, Blockiererin des Jahres die SPD-Linke Andrea Nahles.

„Hoch lebe die Reform“, brüllten die fünf entkleideten Attac-Aktivisten am Eingang. Damit wollten sie verdeutlichen, was die Reformen aus ihrer Sicht bedeuten: Menschen würden bis aufs letzte Hemd ausgezogen. In der Öffentlichkeit präsentiere sich die INSM als überparteiliche Reformbewegung, verschweige dabei jedoch, dass sie ausschließlich von Metall-Arbeitgebern finanziert wird. Die Preisverleihung sei eine „reine Propaganda-Show“, so die Attac-Aktivisten. Kein Wunder also, dass als „Reformer“ ausschließlich Befürworter marktliberaler Politik nominiert wurden, während „Blockierer“ solche sind, die soziale Gerechtigkeit verteidigen. Friedlich zogen die Demonstranten wieder ab. FELIX LEE