Druck auf Álvaro Uribe

Angehörige von Guerilla-Geiseln besetzen Kirche in Bogotá. Sie wollen Gespräche über Freilassung erzwingen

BUENOS AIRES taz ■ Angehörige von Geiseln der kolumbianischen Farc-Guerilla haben am Dienstag die Kathedrale von Bogotá besetzt, um Druck auf Präsident Álvaro Uribe auszuüben. Sie fordern von ihm, mit den Rebellen ein Abkommen zur Freilassung der Geiseln zu schließen. Unter den Besetzern befinden sich auch der Ehemann und die Mutter der Politikerin Ingrid Betancourt, die von der Guerilla seit 22 Monaten festgehalten wird.

Juan Carlos Lecompte, Betancourts Ehemann, sagte einem Reporter: „Wir bleiben so lange, bis die Regierung handelt.“ Doch das kann dauern. Zwar hatte Uribe versprochen, mit der Farc über die Freilassung der Geiseln zu verhandeln. Aber seither ist wenig geschehen. Uribe verhandelt zwar mit den ultrarechten Paramilitärs. Auch mit der zweitgrößten linken Guerilla, dem Nationalen Befreiungsheer (ELN), steht seine Regierung in Kontakt.

Allein zwischen der Farc – der größte Rebellentruppe des Landes – und der Regierung herrscht Funkstille. Die Farc hat Politiker, Soldaten und Polizisten in ihrer Hand. Auch drei Söldner US-amerikanischer Sicherheitsfirmen wurden von ihr entführt.

Diese politischen Geiseln benutzen die Guerilleros als Faustpfand. Nur im Austausch gegen inhaftierte Guerilleros sollen sie freikommen. Demgegenüber besteht Uribe darauf, dass vor der möglichen Freilassung von inhaftierten Rebellen die Farc einen Waffenstillstand unterzeichnen und dass die freigelassenen Kämpfer aus Kolumbien ausreisen. Statt auf Gespräche setzt Uribe lieber auf Befreiungsaktionen des Militärs, die für die Geiseln bisweilen tödlich enden.

Um dies zu verhindern, haben die Angehörigen der Gekidnappten die Kathedrale besetzt. „Wir bitten, ein humanitäres Abkommen zu beschleunigen, und dass die Regierung eine Verhandlungskommission benennt“, sagte Marleny Orjuela, Präsidentin der Organisation. INGO MALCHER