kommentar: OECD-Studie
: Zu lange auf Kindergärten fixiert

Die Versorgung der unter Dreijährigen in NRW ist katastrophal. Wie die bundesweite Studie des Berlin-Instituts im April, nach der die Städte in NRW durch die Bank weg für ihre Kinderbetreuung mit den Schulnoten 4 bis 6 versehen wurden, sagt auch die OECD-Studie: Von der DDR kann der Westen lernen. Das hat auch Ministerpräsidenten Peer Steinbrück (SPD) gemerkt, der nach dem erneut schlechten Abschneiden seines Landes sich ein Vorbild an den neuen Bundesländern nehmen will.

Diese Erkenntnis kommt reichlich spät. Das Land hat sehr lange das Problem der unter Dreijährigen-Betreuung ignoriert. Da es nur die Pflicht gibt, Kinder im Kindergartenalter mit einem Platz zu versorgen, wurde die Betreuung der ganz Kleinen auf die Zukunft verschoben. Man wollte abwarten, was die Diskussion über eine flächendeckende Betreuung auf der Bundesebene ergibt. Dort wird diskutiert, die Kommunen wie bei den Kindergartenplätzen auch zur Betreuung von unter Dreijährigen zu verpflichten.

Das Nichtstun von Land und Kommunen wurde außerdem mit der These gerechtfertigt, dass der Bedarf an unter Dreijährigen-Betreuung kaum über dem Angebot liege. Eine kürzlich erschienene Studie vom Gelsenkirchener Institut Arbeit und Technik beweist das Gegenteil: Jede zweite Familie im Land wünscht sich ein Betreuungsangebot für ihr Kleinkind – meldet ihren Bedarf aber nicht an, weil sie sich keine Hoffnungen macht. Kein Wunder: Nur jedes fünfzigste Kind bekommt in NRW einen Platz. NATALIE WIESMANN