Glückliche Kindheit nur im Osten

In einer neuen Studie der OECD zum frühkindlichen Betreuungsangebot schneidet Nordrhein-Westfalen schlecht ab. Die CDU führt das auf „Fehlentscheidungen“ der Landesregierung zurück

VON ULLA JASPER

Kinder, die in Nordrhein-Westfalen geboren werden, haben – was die frühkindliche Förderung betrifft – leider Pech gehabt. Zumindest sagt das die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), wie aus der jetzt vorgestellten „Starting Strong Studie“ hervorgeht. Die Untersuchung zeigt für das Land NRW erhebliche Mängel in der Förderung und Betreuung von Kindern im Alter zwischen null und zehn Jahren auf.

Während Kinder im Osten der Republik noch von den Errungenschaften des alten DDR-Erziehungssystems profitieren, sind Kinderkrippen- und Hortplätze in NRW weiterhin Mangelware. Wie aus der Studie hervorgeht, stehen hier nur für 2,1 Prozent der unter Dreijährigen Krippenplätze zur Verfügung. In den neuen Bundesländern haben hingegen 36,9 Prozent Chancen auf einen Platz in der Krippe.

Ähnlich düster sieht es bei den Hortplätzen aus. Nur 5,6 Prozent der nordrhein-westfälischen Kinder zwischen sechs und zehn Jahren können dort betreut werden, während es im Bundesdurchschnitt 14,2 Prozent sind. Allein bei den Kindergärten, die den Nachwuchs im Alter zwischen drei und sechs Jahren betreuen sollen, kommt NRW seiner gesetzlichen Verpflichtung annähernd nach: für 99 Prozent der Kinder steht nach OECD-Angaben ein Platz bereit.

Neben dieses quantitativen Mängeln leidet die frühkindliche Betreuung aber auch in Nordrhein-Westfalen an qualitativen Mängeln, wie die OECD-Studie belegt. So arbeiten nach Einschätzung der Wissenschaftler nicht nur zu wenige Männer, sondern auch zu wenige Erzieherinnen und Erzieher mit Migrationshintergrund in den Betreuungseinrichtungen. Zudem mahnt die Organisation an, dass die bisherigen Ausbildungsstandards für ErzieherInnen unzureichend seien und fordert, mehr Hochschulabsolventen in der Kinderbetreuung einzusetzen.

Für die CDU-Opposition im Düsseldorfer Landtag ist die aktuelle Studie ein Beleg für eine fehlgeschlagene Landespolitik in Nordrhein-Westfalen. „Die Kindergartenlandschaft in NRW leidet unter Fehlentscheidungen der rot-grünen Landesregierung“, erklärte der jugendpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Thomas Mahlberg. So sei insbesondere die Versorgung mit Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren in NRW völlig unzureichend. Zudem sei die durchschnittlich gute Ausstattung der Kindergärten durch die Kürzung der Sachkostenpauschale gefährdet.

Die Gewerkschaft Bildung und Erziehung (GEW) beurteilt die OECD-Studie vorsichtiger. Die Landesregierung befinde sich bei der Kinderbetreuungspolitik „auf einem relativ guten Weg“, sagte Berthold Paschert vom Landesverband NRW. Allerdings bemängelt auch die Gewerkschaft das „viel zu geringe“ Angebot an Betreuungsplätzen sowie die unzureichende Ausbildung der ErzieherInnen. „Wir brauchen eine akademische Ausbildung für ErzieherInnen“, sagte Paschert.

Beim Ministerium für Schule, Jugend und Kinder weist man die Kritik zurück: „Die ErzieherInnen-Ausbildung ist keine Schmalspur-Ausbildung“, erklärte Ministeriumssprecher Ralph Fleischhauer. Zwar räumte er ein, dass in Nordrhein-Westfalen das Angebot an Betreuungsplätzen zu gering ist. „Doch Krippenplätze bereitzustellen, ist Aufgabe der Kommunen.“