Allein in Niedersachsen

Cordula Müller ist seit gestern Leiterin der Polizeiinspektion Braunschweig. Damit ist sie die einzige Frau in Niedersachsen, die es im traditionell männerdominierten Polizeiapparat bis zu dieser Position gebracht hat

Laut dem Fachblatt „Bayerns Polizei“ merkt man sofort, ob in einer Polizeiwache auch Beamtinnen tätig sind. Nicht nur, dass die männlichen Kollegen sichtbar mehr auf ihr Outfit achteten – auch „Eau de toilette duftete durch die Stuben“ berichtet die Zeitschrift in einer nicht mehr ganz taufrischen Ausgabe. Wobei die Beobachtungen von „Bayerns Polizei“ so alt auch wieder nicht sind: Bayern erlaubte Frauen erst 1990 Zutritt in den uniformierten Dienst. Niedersachsen dagegen begann mit der Ausbildung von Frauen bei der Schutzpolizei im Jahr 1981.

Cordula Müller allerdings startet ihre Polizeikarriere nochmal früher, und zwar 1976. Damals wurde in Niedersachsen die Weibliche Kriminalpolizei (WKP) mit der Kriminalpolizei zusammengelegt und eine für beide Geschlechter gleichberechtigte Ausbildung angeboten. Müller stieg direkt nach dem Abitur ein. Danach arbeitete sie unter anderem als Leiterin des Zentralen Kriminaldienstes in Hildesheim und zuletzt als stellvertretende Leiterin der Polizei bei der Bezirksregierung. „Mit Ausnahme von Staatsschutz habe ich in den vergangenen 28 Jahren in allen Bereichen der Kriminalpolizei gearbeitet“, so Müller.

Gestern nun hatte die 48-Jährige ihren ersten Tag im Amt der Leiterin der Polizeiinspektion Braunschweig, eine der größten niedersächsischen Inspektionen mit rund 700 PolizeibeamtInnen und etwa 100 VerwaltungsmitarbeiterInnen. Ihr Job wird zunächst sein, die Organisationsreform der niedersächsischen Polizei weiter umzusetzen: „Ich muss dafür sorgen, dass der Alltag läuft und die Organisation bei besonderen Fällen wie Mord oder Geiselnahme ebenso steht“. Müller ist in Niedersachsen die einzige Frau in dieser Position. Ansonsten gibt es als weibliche Führungskraft bei der niedersächsischen Polizei nur noch Heike Fischer, die Polizeivizepräsidentin in Osnabrück.

Im Segment „höherer Dienst“ beschäftigt Niedersachsen insgesamt 303 Polizeibeamte, gerade 21 davon sind Frauen – Frauen haben es nach wie vor schwer, in die oberen Riegen der Polizei aufzusteigen. Für Müller allerdings stellte sich die Geschlechterfrage in ihrer Karriere nicht: „Ich habe nie einen Nachteil erlitten aus dem Umstand, dass ich eine Frau bin. Aber auch nie einen Vorteil.“

Als ehemalige Mitarbeiterin in einer Arbeitsgruppe des Innenministeriums zum Thema „Frauen in Führungspositionen“ kennt Müller diese Probleme trotzdem sehr gut. „Frauen sind nunmal diejenigen, die Kinder kriegen und den Großteil der Arbeit in der Familie übernehmen.“ Benötigt würden deshalb adäquate Arbeitszeitmodelle, um Frauen die nötigen Rahmenbedingungen zu verschaffen.

„Ich muss aber ganz klar sagen: Ich bin niemand, der Frauen um jeden Preis bevorzugt. Aber ich bin sehr wohl jemand, der ein Auge hat auf qualifizierte Mitarbeiter“, so Müller. Zu häufig beobachte sie, dass Frauen „in Frage stellen, ob sie den Anforderungen gewachsen sind.“ Hier gelte es die nötigen Angebote zu machen, damit die „Frauen sicherer werden.“ kli