FDP-Kreisverband verjagt Abgeordneten

Bremerhavener FDP bricht mit ihrem Ex-Spitzenkandidaten und Bürgerschafts-Abgeordneten Willy Wedler. Der macht Fraktionschef Mark Ella für „Amoklauf“ verantwortlich, Motiv: Neid. Landeschef Peter Bollhagen: „Ausgesprochen ärgerlich“

Bremerhaven/Bremen taz ■ In der Bremerhavener FDP bahnt sich ein Machtkampf an. Mit der Begründung, er habe „den Wählerauftrag verfehlt“, kündigte der Kreisvorstand am Montagabend seine Zusammenarbeit mit dem Bremerhavener FDP-Bürgerschaftsabgeordneten Willy Wedler auf. Wedler verweigere jede Kooperation und verbreite Unwahrheiten, Verleumdungen und Diskriminierungen, begründeten der Kreisvorsitzende Bernd Schomaker und der Fraktionsvorsitzende der FDP in der Bremerhavener Stadtverordneten-Versammlung, Mark Ella, den Entschluss. Wedler sei „nicht mehr tragbar“. Er solle aus der Bremerhavener FDP austreten und seinen Vorstandsposten dort zurückgeben, forderten sie. Wedler wies alle Vorwürfe zurück. „Die laufen Amok“, kommentierte er.

Vordergründiger Anlass des Bruchs ist eine Stellungnahme Wedlers im Häfenausschuss vergangenen Freitag. Bei der Debatte um eine neue Zufahrtsstraße zum Containerterminal hatte er sich dort gegen die von der Bremerhavener FDP-Fraktion ausgegebene Losung „Nordumgehung über niedersächsisches Gebiet“ ausgesprochen – nach Aussage Schomakers entgegen vorheriger Absprachen. Die hat es nach Wedlers Angaben nie gegeben.

Er sei „fassungslos“, wie sein eigener Kreisverband ihm so in den Rücken falle, sagte Wedler: „Das ist Selbstzerfleischung.“ Als einziger Vertreter seiner Partei hatte er im Mai 2003 einen Platz im Bremer Parlament ergattert – weil die Liberalen, deren Kreisvorsitz er zuvor acht Jahre lang geleitet hatte, in der Seestadt die Fünf-Prozent-Hürde übersprangen. Die „treibende Kraft im Hintergrund“ des Angriffs sei der Bremerhavener Fraktionsvorsitzende Ella. Der „möchte am liebsten da sein, wo ich jetzt bin, und kann die vier Jahre nicht warten“, sagte Wedler. Sein „Ziehkind“, vor zwei Jahren in die FDP eingetreten, sei „ein Fehlgriff par excellence“ gewesen.

Wedler räumte ein, dass er sich im letzten Jahr in Bremerhaven „relativ rar gemacht“ habe. Er habe so aber nur den ständigen Konflikt mit Ella vermeiden wollen. Und als Bürgerschaftsabgeordneter müsse er notgedrungen viel in Bremen sein.

Der Bremer Landesvorsitzende der FDP, Peter Bollhagen, stärkte Wedler gestern demonstrativ den Rücken. Wedler leiste als Einzelabgeordneter „wirklich gute Arbeit“ im Parlament, er habe dafür „meine uneingeschränkte Unterstützung und mein uneingeschränktes Vertrauen“. Ein Ausschlussverfahren auf Kreisebene, mit dem die Bremerhavener FDP Wedler gestern öffentlich drohte, gebe es überhaupt nicht. Die Anbindung eines Abgeordneten an die Partei sei allerdings „ganz wesentlich“. Und Wedler habe Bremerhaven „vielleicht wirklich ein bisschen vernachlässigt“. Armin Simon