Europaweites Stromnetz verordnet

EU-Staaten sollen ihre Stromversorgung besser vernetzen, um einen Blackout zu vermeiden. Grüne und Umweltverbände zweifeln an Wirksamkeit der Verordnung

BRÜSSEL taz ■ Nach wochenlangem internem Streit hat die Europäische Kommission ein umstrittenes Gesetzespaket zum Ausbau der europäischen Energieversorgung verabschiedet. Mit mehr grenzüberschreitenden Investitionen sollen die Stromnetze in der EU besser vor Totalausfällen wie im vergangenen Sommer in Italien geschützt werden. Die Mitgliedstaaten sind aufgefordert, für hinreichende Energiereserven zu sorgen und den Markt für neue Stromproduzenten zu öffnen.

Die Kommission will zudem die zehn neuen EU-Mitglieder, die am 1. Mai 2004 beitreten, besser an das schon bestehende Strom- und Gasnetz anbinden. 750 neue Kraftwerke mit einer Gesamtleistung von 300 Gigawatt sind nach Ansicht von de Palacio nötig, um den künftigen Strombedarf der EU zu decken. Die Nachfrage werde vor allem durch die Erweiterung um 40 Prozent bis 2020 ansteigen, acht Milliarden Euro müssten investiert werden.

Die Grünen im Europaparlament, Umweltverbände und Hersteller erneuerbarer Energien bezweifeln den Nutzen der europaweiten Vernetzung. Die sei sehr teuer und extrem anfällig für ebenjene Versorgungsengpässe, die in Italien zum Blackout geführt haben, sagt Stephan Singer vom WWF. Der sei durch die strukturelle Abhängigkeit Italiens von Importstrom ermöglicht worden.

„De Palacio verkauft ihr Energiepaket als Mittel zur Vermeidung von Stromausfällen“, kritisert der Luxembruger Grüne im EU-Parlament Claude Turmes. „Tatsächlich bewirkt es aber das Gegenteil und erstickt Anreize, in dezentralisierte Versorgung aus erneuerbaren Energien zu investieren.“ Damit stehe das Paket im Widerspruch zur Politik der Kommission, erneuerbare Energien zu fördern. KAI DOELEKE