Jülich macht einfach weiter

Das mit Landes- und Bundesmitteln finanzierte Forschungszentrum Jülich setzt seine Sicherheits-forschungen für den umstrittenen südafrikanischen Reaktor fort. Protest kommt von NRW-Grünen

VON ELMAR KOK

Das Forschungszentrum Jülich führt seine Sicherheitsforschung zum in Südafrika geplanten Hochtemperaturreaktor fort. Mit der Sicherheitstechnik sollen Genehmigungsschritte für den Reaktor, der eine Weiterentwicklung des in Hamm stillgelegten Kugelhaufenraktors ist, vorbereitet werden.

Die Grünen kritisieren, dass mit der Forschung wie mit dem Export der Hanauer Plutoniumfabrik nach China veraltete Atom-Technologie exportiert werde: „Man kann nicht für andere Länder an einer Technologie forschen, die in unserem Land wegen Sicherheitsmängeln eingestellt worden ist“, so Rüdiger Sagel, atompolitischer Sprecher der Landtagsfraktion.

Die Einspruchsfristen für den Reaktor in Südafrika sind mittlerweile seit fast einem halben Jahr verstrichen. Die Hoffnung südafrikanischer Atomkraftgegner, dass sich der Reaktorbau wegen an der westlichen Küste entdeckter riesiger Gasvorkommen nicht lohne, hat sich zerschlagen. Die südafrikanischen Atomingenieure wollen den Reaktortyp sogar exportieren und so 57.000 Arbeitsplätze schaffen.

Das aus Forschungsgeldern des Bundes und des Landes Nordrhein-Westfalen finanzierte Institut hält dagegen: Die Forschungen werden von einem privaten Konsortium bezahlt. Damit könnten pro Jahr etwa fünf Beschäftigte forschen. Andere von Bund oder Land finanzierte Ressourcen würden für die Auftragsarbeiten nicht eingesetzt, betont Gerd Eisenbeiß, Vorstandsmitglied des Zentrums. Das Forschungszentrum erhalte pro Jahr weniger als eine halbe Million Euro aus privater Hand.

Die CDU im Landtag hält die Strategie, die Sicherheitsforschung in Jülich fortzuführen, jedenfalls für richtig: „Wir sind auf jeden Fall dafür, dass man diese Forschungen fortführt“, sagt der wissenschaftspolitische Sprecher Manfred Kuhmichel. Forschung sei schließlich immer in Bewegung, dass sei in der gesamten Menschheitsgeschichte so gewesen. Schließlich könne sich ja herausstellen, dass „sich die Sicherheitsbedenken durch die Forschung irgendwann zerstreuen lassen“, sagt Kuhmichel. Der Vorsitzende des Wissenschaftsausschußes des Landtags, der FDP-Abgeordnete Joachim Schultz-Tornau, nennt die Forschungen „ethisch in Ordnung und wissenschaftlich hervorragend.“ Schließlich sollten die Südafrikaner die bestmögliche Sicherheit bekommen, sagt Schultz-Tornau.

Damit das auch so bleibt, wünschen sich die Jülicher noch mehr Fördergelder: „Abnehmende Kompetenz könne bei real weiter abnehmender staatlicher Finanzierung der entsprechenden Sicherheitsforschung nicht ausgeschlossen werden“, meint Eisenbeiß verquast.