Quälgeister auf Video

Veterinäramt untersucht Vorwürfe gegen Münsteraner Tierversuchslabor. Heftige Reaktionen auf ZDF-Bericht

MÜNSTER taz ■ Umweltministerin Bärbel Höhn hat sich in den Streit zwischen „Frontal 21“ und dem Münsteraner Tierversuchslabor „Covance Laboratories“ eingeschaltet. Das ZDF-Magazin hatte vergangenen Dienstag Bilder ausgestrahlt, auf denen Mitarbeiter des Unternehmens Rhesusaffen und Makaken quälten. Die Aufnahmen stammen von einem Tierschützer, der sich im Labor als Pfleger ausgab. Höhn hat sofort die Überprüfung des Falls veranlasst.

Geschäftsführer Friedhelm Vogel weist die Vorwürfe öffentlich von sich: In seinem Unternehmen würden die Tierschutzauflagen nicht nur eingehalten, sondern meist auch übertroffen. Der deutsche Tierschutzbund hat indes gegen Covance Laboratories Strafanzeige erhoben und fordert die Schließung der Versuchsanlagen.

Roland Otto, Leiter des Veterinäramtes Münster, hält sich vor Abschluss des Prüfungsverfahrens bedeckt. So viel jedoch zum Frontal-Beitrag: „Es sind da Szenen geschickt zusammengestellt worden, die nicht zusammengehören.“ In jedem Gebäude des Tierlabors hätten die Mitarbeiter verschiedenfarbige Kleidung an. Im Film sehe man jedoch Angestellte in roten und blauen Outfits direkt hintereinandergeschnitten. Dass deshalb auch an den Vorwürfen nichts dran sei, kann Otto gegenüber der taz jedoch nicht bestätigen. Gestern lieferte das Veterinäramt Münster dem Umweltministerium seine Einschätzung.

Tierversuche für medizinische Zwecke, wie sie Covance Laboratories betreibt, sind in Deutschland zulässig. Solange sie nicht gegen die gesetzlichen Bestimmungen verstoßen. Und seit 2003 stehen Tiere unter dem Schutz des Grundgesetzes. Davon merken die Tierschützer nichts: „Affen-Experimente sind überflüssig, es gibt Alternativen zu Tierversuchen“, so Brigitte Hoffmann vom „Tierschutzbund Münster und Umgebung“. Seit 20 Jahren würden Tierschützer vor dem Gebäude des Münsteraner Labors bisher ohne Erfolg demonstrieren. NATALIE WIESMANN