Flimm gibt Revier einen Korb

Jürgen Flimm, der designierte Intendant der Ruhr-Triennale, ist „mit Herz und Seele voll überzeugter Kölner“ und will die Bewerbung des Ruhrgebiets als Kulturhauptstadt nicht unterstützen

Von Peter Ortmann und Christoph Schurian

Der designierte Intendant der Ruhr-Triennale Jürgen Flimm (62) hat dem Ruhrgebiet eine Absage erteilt. In einem der taz vorliegenden Brief an Georg W. Költzsch, Koordinator der Kulturhaupstadtbewerbung des Ruhrgebiets, schreibt Flimm: „Wie Sie vielleicht wissen, bin ich mit Leib und Seele voll überzeugter Kölner.“ Er habe der Stadt Köln seine Zusage gegeben, in einem Gremium die Kulturhauptstadtbewerbung der Domstadt zu unterstützen. Sein Schreiben vom 2. Dezember 2003 fasste Flimm auf offiziellem Briefpapier der Ruhr-Triennale ab, im Titel firmiert er als „des.[ignierter] Intendant“.

Hans-Georg Küppers, Kulturdezernent der Stadt Bochum, die sich mit der Stadt Essen für das Revier bewirbt, findet Flimms Absage „wenig prickelnd“. Der taz sagte Küppers: „Ein Intendant, der für die Ruhr-Triennale steht, sollte sich mit seiner ganzen Kraft für die Region einsetzen.“ Auch für den Kulturdezernenten der Stadt Essen, Oliver Scheytt, ist Flimms Brief „merkwürdig“. Scheytt befürchtet nun, dass es zu Irritationen bei den Städten kommen werde: „Wenn man hier eine Funktion ausübt, dann kann man sich nicht für Köln einsetzen.“

In Nordrhein-Westfalen bewerben sich Münster, Köln und das Ruhrgebiet um den Titel Kulturhauptstadt Europas. Eine bundesdeutsche Stadt wird 2010 zur europäischen Kulturkapitale gekürt. Bis zum kommenden Frühjahr arbeiten die NRW-Städte an ihren Bewerbungen. Danach wird das Land NRW eine Vorentscheidung treffen. Letztlich wählt die Europäische Union 2005 eine Stadt unter den Bewerbern aus.

Der taz erklärte Jürgen Flimm, der sich zur Zeit in Salzburg aufhält, seine Absage mit einer vorher erfolgten Zusage. Er will die Kölner Anfrage erhalten haben, bevor er mit der Ruhr-Triennale verhandelte. Auch wundere er sich, dass ein so „persönlicher Brief“ an die Öffentlichkeit gelange. Wenn seine Haltung „zu Irritationen im Ruhrgebiet führen sollte, denke ich darüber natürlich noch einmal nach,“ sagte er gestern der taz.

Jürgen Flimm unterzeichnete seinen Intendanten-Vertrag am 16. Oktober diesen Jahres. Er wird die zweite Spielzeit der Triennale zwischen 2005 und 2007 leiten. Die Ruhr-Triennale wird aus Globalmitteln des Landeshaushaltes und Aufwendungen der Kommunen im Ruhrgebiet finanziert. Mit der Ruhr-Triennale soll das Ruhrgebiet als Kulturraum international bekannt gemacht werden. Die erste Triennale leitete der Belgier Gerard Mortier. Sein Nachfolger Flimm firmiert offiziell als „künstlerischer Geschäftsführer der Kultur Ruhr GmbH“ mit Sitz in Gelsenkirchen.