„Hier soll jeder sein Zuhause finden“

Beim Freien Lokalrundfunk Köln kommen Tierschützer, JVA-Insassen oder Gruppen wie die „Anonymen Alkoholiker“ zu Wort. Den FloK-Machern in Köln-Ehrenfeld geht es um Themenvielfalt, ungewöhnliche Menschenschicksale und Gesprächskultur

VON MIRIAM VOGEL

Sie nennt sich Öko-Oma und will die Welt retten. Darum macht sie mit beim Bürgerfunk und hat sogar eine eigene Sendung. Mit ihren 80 Jahren ist Edeltraud Schache das älteste Mitglied des Freien Lokalrundfunks Köln (FloK).

Es ist Montag, 20 Uhr, offene Redaktionssitzung beim FloK in der Ehrenfelder Leyendecker Straße. Neben der Themenauswahl für das freitägliche Magazin „Hörens“ werden ganz allgemein Ideen ausgetauscht, neue Produktionsgruppen formiert oder einfach nur geklönt. Heute sind neue Gesichter dabei. Zwei Mitglieder der Tierrechtsinitiative Köln möchten über eine Radiosendung mehr Menschen für ihre Sache gewinnen.

Genau das will die Ehrenfelder Radiowerkstatt erreichen: eine möglichst große Bandbreite an Themen .Und Menschen, die mitmachen. Christoph Schaefler wünscht sich die „gesamte Vielfalt von Minderheiten“. „Hier soll jeder sein Zuhause finden.“ Der Medienpädagoge und Mitinitiator des FloK ist seit dem Jahre 1991 der einzige hauptamtliche Mitarbeiter des Vereins. Seit 1993 betreut er das Knastprojekt „Die Brücke“. Insassen der Justizvollzugsanstalt Ossendorf berichten seit dieser Zeit über Leben und Probleme im Gefängnis.

Mittlerweile ist der Freie Lokalfunk Köln mit über 200 Mitgliedern, von denen 70 aktiv sind, die größte Radiowerkstatt Nordrhein-Westfalens. Rund 20 Stunden produziert der FloK – das sind über 50 Prozent des Kölner Bürgerfunks. Insgesamt neun Radiowerkstätten gibt es in der Stadt, von denen die meisten nur ein oder zwei Stunden bestreiten. Bei Radio Köln auf der Welle 107,1 geht der Bürgerfunk allabendlich ab 19.04 Uhr für zwei Stunden auf Sendung (Samstags um 18.04 Uhr); das ist im Landesrundfunkgesetz festgelegt, damit die Bürgerinnen und Bürger direkten Zugang zu „ihrem“ Lokalsender haben.

Der FloK hat neben dem wöchentlichen „Hörens“ auch etliche unregelmäßige Sendungen. Die Gruppe GZSZ setzt sich für „Radio Gegen Zeiten der SachZwänge“ ein, die „Anonymen Alkoholiker“ informieren monatlich über die Probleme der Sucht, ungewöhnliche Menschenschicksale werden in „Grenzgänger“ vorgestellt.

FloK-Macher Christoph Schaefler geht es besonders um Gesprächskultur. „Die wird durch die neuen Medien verhunzt.“ Darum ist ihm das Forum Bürgerfunk so wichtig. Kritisch bewertet er sieben Thesen von Helmut Volpers, der im Auftrag der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen die Bürgermedien evaluiert. Darin heißt es, diese bräuchten eine „neue Legitimationsgrundlage“. „Zugangsoffenheit“ und die „Schaffung von Partizipationsmöglichkeiten“ reichten nicht mehr aus. Man müsse sich den Zwängen des Mediums stellen und sich professionalisieren.

Von derlei Problemen ist in der Redaktionssitzung an diesem Tag nichts zu spüren. Hier freut man sich erstmal auf die anstehende Weihnachtsfeier.

Die Kölner Radiowerkstätten werden in loser Folge vorgestellt. www.flok.de