unterm strich
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„William Forsythe is not William Forsythe“: Mit diesen Worten widmete der Choreograf, der am Mittwoch in Berlin den „Kulturgroschen“ vom Deutschen Kulturrat verliehen bekam, den Preis sofort seiner Compagnie. Eine Ballung von Visionen von all den Tänzern, mit denen er gearbeitet hat, sei es, wofür sein Ballett steht.

Die Laudatio hielt Linda Reisch, die lange Jahre als Kulturdezernentin in Frankfurt den Ballettchef unterstützt hatte. Ihr Rückblick auf all die Innovationen, die Forsythe für das Ballett als zeitgenössische Kunstform geschaffen hat, war auf die dunkle Folie des Entsetzens darüber geschrieben, dass die Stadt Frankfurt dieses Ensemble nicht halten will. Zuletzt war Forsythes Angebot, mit einer privaten Compagnie, die von den Ländern Hessen und Sachsen unterstützt wird, weiter in Frankfurt aufzutreten, mit rechtlichen Bedenken ausgeschlagen worden: Die Tänzer könnten sich einklagen. So viel bürokratische Bedenken konnte man nur als Beleidigung für einen Künstler empfinden, der dem Ruf der Stadt viel gebracht hat.

Doch am Donnerstag konnte die Frankfurter Rundschau melden, dass die Stadt Frankfurt doch noch in letzter Minute nach einem Weg sucht, Forsythe zu halten. Die Stadt will einen rechtlichen Trick anwenden, um die geplante Kooperation der beiden Länder und mit Dresden Hellerau doch noch möglich zu machen. Die Tänzer müssten „Abwicklungsverträge“ unterschreiben und sich verpflichten, auf Rechtsmittel gegen die Stadt zu verzichten. Darüber beginnen jetzt die Gespräche. „Vertrauen“ und „Respekt“ hatte Forsythe bei der Preisverleihung als wichtiges Element in der Arbeit der Comagnie benannt. Die Politik verlangt ihnen tatsächlich viel Vertrauen ab, ohne es mit Respekt zurückzuzahlen.