Pentagon soll „Terror gegen Terror“ im Irak planen

Die US-Spezialeinheit 121 soll mit israelischer und irakischer Hilfe auf die „Kopfjagd“ nach Aufständischen gehen. Ehemalige US-Offiziere warnen vor Desaster à la Vietnam

KAIRO taz ■ Als „Besatzung für Anfänger“, wurde das amerikanische Experiment im Irak gern von israelischer Seite bezeichnet. Nun will die US-Armee offensichtlich von den Profis lernen. Nach einem Bericht der britischen Tageszeitung Guardian sollen israelische Spezialisten in Fort Bragg im US-Bundesstaat North Carolina amerikanische Spezialeinheiten für den Häuserkampf und die Aufstandsbekämpfung ausbilden. Die amerikanische Zeitschrift The New Yorker hatte vor vier Tagen ebenfalls von einer solchen Zusammenarbeit berichtet. Israelische Kommandos sollen laut diesem Bericht in Zukunft sogar im Geheimen als Ad-hoc-Berater eingesetzt werden, wenn die Operationen der US-Sondereinheiten beginnen.

Erste israelische Berater sollen inzwischen den Irak besucht haben. US-Militärs haben bereits im aufständischen sunnitischen Dreieck einige bewährte israelische Strategien wie Häuserzerstörungen oder Abriegelungen angewandt, schreibt der Guardian. In Zukunft soll der geheime Krieg aber noch viel härter werden. Beide Zeitungen berufen sich auf nicht namentlich genannte Quellen des amerikanischen und israelischen Militärs und Geheimdienstes.

Die israelischen Berater sind offensichtlich ein Teil der neuen Getting-tough-Politik von US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld. Der hatte stets für eine größere Rolle der Special Forces plädiert. Bis Januar soll die so genannte Task Force 121, bestehend aus Sondereinheiten der Armee, der Navy und des CIA zum Einsatz bereit sein. Es sei Rumsfelds Sieg, dass das US-Militär nun die Strategie der „Kopfjagd“ übernommen habe, schreibt der New Yorker und zitiert einen US-Geheimdienstler a. D.: „Wir können den Krieg im Irak nur auf unkonventionelle Art gewinnen. Wir müssen uns auf ihr Spiel einlassen. Guerilla gegen Guerilla. Terror gegen Terror.“

Entscheidend für die neue Taktik ist eine gute Aufklärung. Dafür werden offensichtlich sogar Teile des alten irakischen Geheimdienstes mobilisiert. Einige seiner ehemaligen Kader sollen nun im Sold der USA die irakische Guerilla infiltrieren. „Die Amerikaner schießen – die Iraker sammeln Informationen“, fasst das ein ehemaliger CIA-Mitarbeiter zusammen.

Aber es gibt auch kritische Stimmen im Pentagon. „Die Strategie der vorbeugenden Kopfjagd hat das Potenzial eines neuen Phönix-Programms“, warnt ein Berater des Pentagon. Phönix war ein Programm während des Vietnamkrieges, in dem US-Spezialeinheiten, gestützt auf Informationen der verbündeten südvietnamesischen Armee, gezielt mutmaßliche Vietconganhänger umbrachten. Dies kostete zwischen 1986 und 1972 rund 41.000 Menschen das Leben. Manche Vietnamesen hatten das Programm benutzt, um private Rechnungen zu begleichen. Das könnte nun auch im Irak vorkommen, warnt ein ehemaliger Offizier der US-Special Forces: „Das Problem bei der Kopfjagd ist es, die richtigen Köpfe zu jagen.“

In der arabischen Welt droht den USA durch die Kooperation mit Israel ein beträchtlicher Imageschaden. „Es ist die gefährlichste Entscheidung, die die USA bisher in Sachen Irak gefällt haben, denn weder Araber noch Irakis können jemals eine israelische Rolle im Irak akzeptieren“, schreibt die überregionale arabische Tageszeitung Al-Quds Al-Arabi. Dies scheint einige im Pentagon wenig zu kümmern. Der Guardian zitiert einen ehemaligen US-Aufklärungsoffizier: „Die Amerikaner wollen immer die Herzen und Köpfe gewinnen, aber es gibt einfach einige Herzen und Köpfe, die wir niemals gewinnen werden.“

KARIM EL-GAWHARI