Skelette ohne Ende

Das Museum Küppersmühle im Duisburger Innenhafen zeigt Gloria Friedmanns Installation „Happy End“ in sieben Räumen. Im irrwitzigen Labyrinth gehts munter durch die Menscheitsrealität

von Peter Ortmann

Sieben Räume. Sieben Sinne? Am Schluß steht immer ein Happy End. Auch wenn nach dem Ritt auf der Kanonenkugel durchs Leben nur noch stille Nachdenklichkeit übrig bleibt.

Das Museum Küppersmühle im Duisburger Innenhafen zeigt eine labyrinthische Einzelschau der deutschen Künstlerin Gloria Friedmann, die in Paris lebt und arbeitet. Sie hat ihre Installation „Happy End“ in sieben Räumen selbst inszeniert: Der Besucher muß durch die Arbeiten einmal hin und wieder zurücklaufen.

Begonnen wird bei den „Mehrlingen“. Fünf pastellene Skelette auf bunt bemaltem Plexiglas. Da es auf der Welt immer noch Kriege gibt, hat diese Arbeit eine unbegrenzte Auflage. Bittere Ironie oder böser Scherz? Die Künstlerin scheint vom Ausstellungstitel nicht ganz überzeugt zu sein. „Vielleicht schaffen wir ein Happy End. Ich zweifle zwar meist daran, aber ich bin täglich bereit, mich vom Gegenteil überzeugen zu lassen.“, sagt sie. Also baut sie auf, was die tägliche Realität auf der Welt zu bieten hat. Einen Teppichboden mit einem aufgedruckten Foto der Hong Kong-Börse. Er zeigt eine Masse Büromenschen zum Verbrauch. Unter den Teppich kehrt sie entblößte Knochen. Titel: Wir sind die Antiquitäten von Morgen. Neben den Anonymen kommen auch die politischen Rampenlichtbewohner ihr Fett weg, verpackt in Würsten. Staatsmänner in Siegerpose hängen auf Fotos dahinter. Strahlen um die Wette, oder blicken wichtig ernst. Die Abbildungen ihrer Generäle in Paradeuniform hängen bei „Erzähl den Verlierern vom Ende der Sieger“ zwischen ausgestopften Falken, anders herum wäre es natürlich noch schöner. Titelgeber Wolf Wondratschek hätte sicher nichts dagegen.

Wunderbar still ist es im Beuterefugium des Duisburger Megasammlers Helmut Grote. Eine Stellwand versperrt den Blick, zwingt zum Dahinterschauen. An einem Lederriemen hängt eine Pferdehaut von der Decke. Lappig, schlaff, verstörend. An ihr befestigt Elektronikteile. Leider läßt sich die Natur so nicht wieder zum Leben erwecken, auch wenn viele das nicht glauben wollen. Irgendwann ist der Endpunkt erreicht und begangene Fehler nicht mehr zu korrigieren. Dann sitzt der letzte „Ichling“ aus dunkler Erde einsam auf seiner Münchhausener Weltenkugel und denkt darüber nach, ob wirklich allesein Happy End verdient hat.

Der Besucher schlendert verwirrt zurück, an den Arbeiten von Kiefer, Baselitz und Co. vorbei, zum Ausgang. Hier hat Gloria Friedmann noch eine Wand aufgebaut. Zwischen bunten Blumensträußen hängen die Lieblingsprotagonisten der Regenbogenpresse. Gibt es doch noch Hoffnung zwischen Maria Callas, David Bowie und dem Malai Lama? Wissend werden die Personennamen identifiziert. Das sieht leicht aus. Doch wer ist diese junge Frau im 60er Jahre Interieur? Erleichterung. Der Gesprächsstoff für die Rückweg ist glücklicherweisegefunden.