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: Kölsche Dreigroschenoper

Der Kabarettist HEINRICH PACHL hat links seinen festen Platz

Bei der Dreigroschenoper geht es bekanntlich nicht um Pfennige, sondern um richtiges Geld, nur die Art und Weise, wie es angeschafft wird, ist billiges Schmierentheater. Held der Handlung ist Mackie Messer, „dem man nichts beweisen kann“. Er ist Chef einer Räuberbande, verführt alle und kriegt jede rum, wird dann von einer betrogenen und bestochenen Hure verraten und ans Messer geliefert, bis – er steht schon unterm Galgen – der reitende Bote des Königs den Gnadenerlass überbringt. In der Schmiergeld-Oper in Köln geht es ähnlich zu.

Die sich vom Schmiergeld verführen ließen, sitzen angeklagt vor Gericht und enthüllen, wie billig es in der Kölner Räuberhöhle, die der gutgläubige Bürger als Rathaus kennt, zuging, wenn es um Verführungslöhne ging – und manchmal wird auch der Kölner Mackie Messer genannt. Er hat Umrisse wie ein Schattenmann und hört in der rheinischen Schmiergeld-Oper auf den Namen Lothar R. Die Verführungsopfer waren in der kölschen Fassung nicht Frauen, sondern die Funktionsträger.

Wenn Eisermann, einer der drei Hauptverführten, sich über den Kölner Mackie auslässt, knistert die Erotik der Macht. Denn wenn Ruschmeier ein Problem hatte, musste man sich hingeben, „ja, da konnte man nicht kalt und herzlos sein“. Betonbauer Holzmann, im Geschäft bei der Köln-Arena, war so ein Problem. Der Wunsch von Ruschmeier, so der gefügige Eisermann im Gericht, war Befehl, so dass Betonbauer Holzmann ein fettes Baulos bei der Müllverbrennung zugeschustert bekam, als ob es da was zu verdienen gegeben hätte.

Und der kölsche Mackie hatte noch andere Verführungstricks, um etwa die Stadtratsfraktionen flachzulegen. Als bei der Baugenehmigung Zweifel aufkamen, ob man sich dem Müll so gänzlich hingeben sollte, hat er sie mit Vorspiegelung von Vertragsbedingungen, die es so nicht gab, zum Vollzug veführt.

Wie die Klamotte weitergeht? Und die einen sind im Dunkeln, und die andern sind im Licht, und man sieht nur, die im Licht sind.