Horákovás Füllhorn
: Zurückgerudert

Man braucht nur vom Engel zu schreiben, und schon zeigt er sich: Jetzt schüttet sie doch das Füllhorn aus, die Hamburger Kultursenatorin Dana Horáková, wenn es auch etliche Proteste gekostet hat: Wie im vorigen Jahr musste für 2004 die Vergabe von zehn Arbeitsstipendien für junge Künstler hart erkämpft werden.

Seit Amtsantritt der parteilosen Senatorin will sie diese auf fünf reduzieren; Kostenpunkt pro Stück: 820 Euro im Monat. Und allein den Bemühungen der Hamburger Kulturszene ist es zu danken, dass Horáková ihre Kürzungspläne jetzt abermals zurücknehmen musste. Einsicht als Motiv kann also nur bedingt unterstellt werden, eher mag das Ausmaß des Drucks aus Öffentlichkeit und Kulturszene ausschlaggebend gewesen sein; ansonsten herrscht Beratungsresistenz.

Seit 1999 werden die einjährigen Stipendien – anteilig von Kulturbehörde und Privatiers finanziert – vergeben; zwischen fünf und sieben hat jeweils die Behörde getragen. Doch während Amtsvorgängerin Christina Weiss eigenhändig dafür sorgte, dass Mäzene die Stipendien auf zehn aufstockten, hielt sich der Akquiseerfolg Horákovás bislang in Grenzen.

Nicht falsch lag da, wer dahinter ein grundlegendes Misstrauen experimenteller Kunst gegenüber witterte. Und dass documenta-Teilnehmer wie Stephen Craig, Klaus Kumrow und Mariella Mosler einstige Hamburg-Stipendiaten waren, hat die Senatorin vielleicht gar nicht recht gewusst. Denn symptomatisch ist deren Kürzungs-Lust gerade in der alternativen Szene; auch die 2002 vollzogene Halbierung der Mittel für Kunst im öffentlichen Raum ist Teil dieses Konzepts.

Doch quasi über Nacht scheint jetzt ein Erkenntniszuwachs eingetreten: War Anfang dieser Woche noch unklar, ob sich Privatiers zur Aufstockung der Stipendien finden würdnen, brüstet sich die Behörde jetzt damit, die fehlenden fünf akquiriert zu haben. Beträchtlichen Anteil daran haben indes Szene-Insider. Doch man soll nicht kleinlich sein, denn letztlich zählt das geschriebene Wort: „Mein Ziel ist die Nachwuchsförderung“, bekannte Horáková gestern. Die Stipendien seien für die KünstlerInnen eine „oft entscheidende Starthilfe“ gewesen. Wohl wahr. Ob diese Erkenntnis aber – sollte der Rechtssenat im Februar 2004 wieder gewählt werden – konkrete Handlungen zeitigt, wird vom politischen Willen der Senatorin abhängen. Planungssicherheit für mehr als das jeweilige Haushaltsjahr ist wünschenswert und im übrigen auch nötig, damit der Hamburger Künstlernachwuchs weiß, woran er ist. Und nicht, mangels Perspektive, ins ferne Köln oder gar nach Berlin abwandert. PS