Zwischen Hauptstadt-Fond und ABM

Die Kulturdeputation bestätigt Perschaus Haushaltsschnitte. Nur das „westend“ soll aus „regionalpolitischen Gründen“ verschont bleiben

Das Westend, die „Kulturwerkstatt für ArbeitnehmerInnen“, soll nicht geschlossen werden. Dagegen unterstützte die Kulturdeputation in ihrer gestrigen Sitzung die von Kultursenator Perschau (CDU) angestrebte Fördermitteleinstellung für Schnürschuh- und Waldautheater. Das Kito soll künftig nur noch projektbezogene Mittel bekommen.

Gegen die Stimmen der Grünen wurde auch die einprozentige Kürzung aller Kultureinrichtungen bestätigt, mit Ausnahme der als unverzichtbar für die Bewerbung zur Kulturhauptstadt Erachteten (siehe gestrige taz). Für das Bremer Theater bezeichnete Intendant Pierwoß die Kürzungsabsicht als „infam“, zumal sein Etat erst kürzlich in langwierigen Verhandlungen bestätigt worden sei. Im Übrigen kenne der Kultursenator, „seit Amtsantritt hier noch nicht gesichtet“, seinen Kürzungsgegenstand gar nicht.

Perschaus Sprecher Helge Rehders betont hingegen die Möglichkeit, sich um Förderung aus dem 8,5 Millionen Euro schweren Hauptstadts-Fond zu bewerben. Insbesondere die Kinder/Jugendsparte des Hauses (Moks) sowie die Tanz-Kompanie würden für chancenträchtig erachtet. Im übrigen sei die Kürzung in den anderen Senatsressorts mit 5,6 Prozent weit höher ausgefallen.

Eine Schließung von Waldau und Westend wäre laut Rehders „regionalpolitisch zu hart“ gewesen. Eben diese Argumentation konnte das Schnürschuh nicht für sich in Anspruch nehmen, da es dicht bei der kürzlich eröffneten Schwankhalle liegt. Entscheidender aber dürften großkoalitionäre Mechanismen sein. Der Verlust des Waldau stößt bei führenden CDUlern auf heftiges Unbehagen, nicht nur beimAufsichtsratsvorsitzenden des Theaters, dem früheren CDU-Finanzsenator Ulrich Nölle. Da das im Gegenzug ins Visier genommene „westend“ viele Fürsprecher von Gewerkschaft bis zur Senatskanzlei hat, standen die Rettungschancen für die anderen Einrichtungen umso schlechter. Zu den Verlierern gehört auch das „Lagerhaus“. Dem Kulturzentrum fehlen im kommenden Doppelhaushalt 100.000 Euro, die bisher aus Mitteln des Umbautopfes zur Verfügung standen.

Auch für die Kammerphilharmonie, die im Waldau eigene Probenräume hat, könnte dessen drohende Insolvenz zum Problem werden. Derzeit werden die Mietkosten des Orchesters mit einem städtischen Renovierungszuschuss gegen gerechnet. Einem Gutachten der „Hansaberatung“ zu Folge wäre im Insolvenzfall ein Zuschussanteil von 663.000 Euro „verloren“.

Derweil weist Deputations-Sprecherin Carmen Emigholz (SPD) darauf hin, dass vier Millionen Euro in den Kulturhaushalt eingestellt worden seien, um kürzungsbetroffene MitarbeiterInnen via ABM in anderen Kultureinrichtungen beschäftigen zu können. Henning Bleyl