Kito Vegesack
: Rabenschwarze Zukunft

„Das war ein rabenschwarzer Tag für die Vielfalt der Kultur in Bremen.“ Für Stefan Linke, Geschäftsführer des Kito in Bremen-Vegesack, auch ein Affront. „Ich habe das Gefühl, dass meine ganze Arbeit von dreieinhalb Jahren mit einem Fußtritt kaputt gemacht worden ist.“

Die Deputation hatte gestern beschlossen, dass die 100.000 Euro Zuschuss, die das Kito jedes Jahr vom Kulturressort erhält, „zum frühestmöglichen Zeitpunkt“ gestrichen werden sollen. Das wäre am 1. Januar 2005. Ob nach diesem Beschluss auch die andere Hälfte der Zuschüsse, die vom Wirtschaftssenator kommt, gestrichen werden soll, ist für Linke noch offen – darüber hat niemand mit ihm geredet.

Aber bereits die Streichung der Hälfte der Mittel würde das Ende des Kito bedeuten: „Dann wird es das Kito in seiner jetzigen Form nicht mehr geben“, ist sich Linke sicher. Denn der Hinweis, das Kito könnte ja Projektmittel beantragen, sei viel zu vage, um darauf Arbeitsverträge für die festangestellten Mitarbeiter zu bauen. Derzeit hat das Kito 2,5 feste Stellen, schon der Techniker wird über eine ABM-Stelle finanziert.

Das Kito war einmal der renommierte Veranstaltungsort für Kultur in Bremen-Nord mit einem breiten Angebot. Was hat es falsch gemacht? Das hat niemand so laut gesagt. In der Deputationssitzung gestern wurden die „Esoterik-Veranstaltungen“ erwähnt, die den Kulturpolitikern nicht zu passen scheinen. Diese Reihe, die in Kooperation mit dem Buchladen Sirius aus Bremen-Nord im Kito stattfindet, sei aber eher ein Randphänomen des Programms, sagt Linke. Der CDU-Politiker Helmut Pflugradt hat einmal erklärt, die Förderfähigkeit des Kito werde in Frage gestellt, wenn Personen wie die PDS-Linke Sarah Wagenknecht zur Diskussion eingeladen werden. Linke graut es angesichts eines derart engen Kulturverständnisses vor der Situation, dass für jede Veranstaltungsreihe ein „Projekt-Antrag“ bei den Kulturpolitikern gestellt werden muss.

Die Bedrohung des Kito sei ein Stück „bremen neu erleben“, spottet die Bremer FDP. „Man kann nicht ernsthaft mit weniger Kultur Kulturhauptstadt werden wollen“, sagt deren kulturpolitische Sprecherin Antke Menke. Und verweist darauf, dass der Kulturbahnhof (kuba), der einen CDU-Geschäftsführer vorweisen könne, gerade mit einer außerplanmäßigen Finanzspritze des Kultursenators gerettet worden war.

Sie äußert den Verdacht „parteipolitischer Mauschelei“. Im Trägerverein des Kito sitzen eher FDP-nahe Personen. Wenn man so will, stimmt die Farbenlehre in Bremen-Nord: Das Kito wurde vom Wirtschaftsressort praktisch gegründet, als Claus Jäger (FDP) dort Senator war. Unter der CDU-Führung wurde es fallen gelassen – im Unterschied zum Kulturbahnhof. Und zum Bürgerhaus Vegesack, das auf dem Ticket der SPD läuft. Auch dessen Zuschüsse bleiben ungekürzt. kawe