berliner szenen Wie es kam …

… dass es ist (1)

Und da stand ich dann auf dieser Party in Britz, und was ja leider nicht ausbleibt, ist, dass man nun so vorgestellt wird: Das ist Francis, der ist jetzt neu in Berlin und weiß noch nicht so, wo es langgeht. Also sagte das Mädchen, das ich noch von früher kannte, zu dem Jungen, den ich überhaupt nicht kennen lernen wollte, weil er aussah, als würde er alle Magazine, die es in Berlin so gibt, lesen, und das auch noch von hinten bis vorne – jedenfalls sagte das Mädchen zu dem Jungen: „Das ist Francis, der ist jetzt neu in Berlin und weiß noch nicht so, wo es langgeht“, und der Junge sagte: „Ach. Echt? Dann soll er doch Zitty lesen. Die ist schon lange „ich“ und „wir“ und „die Stadt“ und „Berlin“ und außerdem ein total geiler Scheiß, seit sie einen neuen Chef hat. Der kocht sogar selbst und macht Schreibübungen darüber, wie es wurde, was es ist.“

Was macht man denn da? Abgesehen davon, dass ich mir nur ungern von unsympathischen Schlaumeiern was sagen lasse, ist das mit dem total geilen Scheiß auch eine totale Lüge, wie ich mit dem Erwerb von Zitty feststellen musste. Na, weil: Der neue Chef schreibt da übers Wetter, erstellt Listen, wie viel Löcher eine Bowlingkugel hat und wie oft ihn seine Kollegen zum Essen mitnehmen wollen. Na, wo sind wir denn? Ist das jetzt Berlin?

Ich blieb natürlich höflich, als ich den Jungen, der so aussah, als würde er nicht nur alle Magazine und Unsinnsmagazine lesen, sondern auch Drogen nehmen, eines Tages wiedersah. Ich versuchte ihm zu erklären, dass ich lieber was über Liebe lesen würde, über politisch korrekte Haltungen, über meine Wut und meine Angst und dass wir doch überhaupt wieder bewusster leben müssten. Leider wollte der Junge mich nicht verstehen, diese Pfeife. FRANCIS BERGMANN