Mysteriöse Leiche im Grunewald

Die Ermittlungspannen der Staatsanwaltschaft im Todesfall Lars Oliver Petroll

Hat sich Lars Oliver Petroll erhängt? Oder wurde er ermordet? Diese Frage beschäftigt nun auch den Untersuchungsausschus Bankenskandal. Die Berliner Staatsanwaltschaft dagegen schien sie nicht über Gebühr interessiert zu haben.

Für die Ermittler war der Erhängte, den Spaziergänger im September 2001 im Grunewald fanden, zunächst eine anonyme Leiche. Sie zu identifizieren gelang erst zwei Monate später. Petrolls Vater hatte inzwischen eine Vermisstenanzeige aufgegeben. „Die Schlinge um den Kopf des Toten war zu dieser Zeit aber nicht mehr in der Justiz auffindbar“, sagt Grünen-Abgeordneter Wolfgang Wieland, der als Anwalt Petrolls Vater vertritt. „Damit hätte man nachweisen können, ob Petroll ermordet wurde.“

Doch das war nicht die einzige Panne der Ermittlungsbehörden, wie das RBB-Magazin „Kontraste“ herausgefunden hat. Als Petroll im Juli 2001 einem Mitarbeiter der Bankgesellschaft belastendes Material über die Aubis-Manager Wienhold und Neuling anbot, informierte dieser die Staatsanwaltschaft. Statt Petroll als Kronzeugen zu verhören, nahm die Staatsanwalt seinen Namen zu Protokoll. Per Akteneinsicht erfuhren Wienhold und Neuling, wer sie beschuldigte.

Doch das hatten sie womöglich schon vorher gewusst. Eine Zahlung von 10.000 Mark an Petroll lässt vermuten, dass dieser Wienhold und Neuling bereits erpresst hatte. Sein Pech: Eine Reisetasche mit Disketten, auf denen das belastende Material gespeichert war, ließ Petroll zu lange in der Gepäckaufbewahrung des Flughafens Tegel. Als Flughafenmitarbeiter die Tasche öffneten, fanden sie einen Hinweis auf einen Mann namens Asmus. Im Glauben, er sei der Besitzer, übergaben sie ihm die Tasche. Tatsächlich aber war Asmus Mitarbeiter bei Aubis. Das war drei Tage vor Petrolls Tod.

In diesen Tagen war sich Petroll seines Lebens nicht mehr sicher, wie Asmus später berichtete. Doch diese Aussage hat er nur gegenüber der Presse gemacht. Die Justiz hielt es nicht für nötig, Asmus zu vernehmen. WERA