Haie bestimmen die Speisekarte

Ex-Bundestrainer Hans Zach hat die Kölner Haie mit seinem persönlichen Regime an die Spitze der Eishockey-Liga geführt. Das Erfolgsrezept: Die Spieler dürfen bei den kleinen Dingen mitentscheiden

Wir haben wie immer eine gute Mannschaft, die alles befolgt, was ich vorgebe

AUS KÖLNCHRISTIANE MITATSELIS

Hans Zach stimmt in diesen Tagen immer wieder Heldenlieder auf seine Kölner Haie an. Der Trainer rühmt den „Kampfgeist“, den „Siegeswillen“ und den „Top-Charakter“ seiner Mannschaft, die niemals aufgibt. Sechs Kölner Stammkräfte sind verletzt, mit nur drei kompletten Blöcken siegten die Haie zuletzt 3:1 in Ingolstadt, 2:1 gegen Wolfsburg und verteidigten glorreich die Tabellenführung in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Der Disziplin-Liebhaber aus Bad Tölz jubiliert weiter: „Es macht mir Spaß, mit dieser Mannschaft zu arbeiten.“ Er freue sich darüber, dass er „die Früchte von zweieinhalb Jahren ernten“ könne. Man versteht schnell: Die Erfolge sind gleichzeitig auch ein persönlicher Triumph für den eigenwilligen Eishockey-Trainer.

In der vergangenen Saison waren die Kölner schon im Playoff-Viertelfinale am späteren Meister Frankfurt gescheitert. Trotz dieses Misserfolges setzte Zach auf eine konservative Linie und holte nur sechs neue Spieler. Einige Experten attestierten Zachs Haien vor der Saison deshalb nur Durchschnittlichkeit. Nun sieht es jedoch so aus, als habe der Tölzer ein gut gemischtes Spitzenteam geformt. Stolz ist Zach auf die Entwicklung seiner dritten, einheimischen Angriffsreihe, in der die Nationalspieler Eduard Lewandowski, Sebastian Furchner und Tino Boos stürmen – und sich inzwischen fast blind verstehen. Nachwuchsleute wie der 18-jährige Moritz Müller und der ein Jahr jüngere Philip Gogulla werden ins Team integriert. Dazu sind auch die routinierten Kanadier in guter Form, allen voran der alte Stürmerstar Dave McLlwain (37 Jahre).

Was ist also geschehen in Köln, woher kommt der Aufschwung? Im Frühjahr gab Zach nach der Weltmeisterschaft in Tschechien seinen Job als Bundestrainer auf, seither kann er sich ganz den Haien widmen. Das Ende der Doppelbelastung sei jedoch nicht der Grund für den Erfolg der Haie, meint Zach. Der Süddeutschen Zeitung verriet er kürzlich das wahre Geheimnis seiner Siege. In Köln könne er in Ruhe arbeiten, niemand rede ihm rein. Auch die Spieler meldeten sich nur zu Wort, wenn sie gefragt würden. „Ich schütze und binde sie in vieles ein. Sie können mitentscheiden, wo wir essen, ob wir über Nacht bleiben oder nicht.“

Die Mitbestimmung habe jedoch klare Grenzen: „Über System und Taktik gibt es nur meinen Weg. Wir haben wie immer eine gute Mannschaft, die gut zusammenhält und alles befolgt, was ich vorgebe.“ Der letzte Mann im Verein, der Zachs „Es gibt nur meinen Weg“ nicht immer akzeptieren wollte, war der ehemalige Haie-Geschäftsführer Holger Rathke. Klubchef Heinz Hermann Göttsch entschied sich, Zach in seiner Haltung zu unterstützen. Und so verließ Rathke den Klub im November 2003. Seither stellen sich Geschäftsführer Thomas Eichin und Sportdirektor Rodion Pauels, wann und wo sie nur können, hinter ihren Super-Coach. Bislang gibt ihnen der Erfolg Recht.

Natürlich weiß aber auch Zach, dass in der DEL-Spielzeit – es sind gerade 22 von 52 Vorrundenspielen absolviert – noch einiges passieren kann. Sobald es sicher ist, dass die ganze Saison der National Hockey League wegen des Arbeitskampfes ausfällt, also voraussichtlich im Januar, werden Vereine wie Nürnberg und Mannheim ihre Teams mit streikenden Profis aus der besten Liga der Welt anreichern. Auf solche Kaprizen verzichten die Haie. Man müsse den NHL-Profis oft eine extra Suppe kochen, verkündete Zach unlängst. Außerdem sprengten sie den Gehaltsetat. Stattdessen haben sich die Kölner mit Ex-Nationalspieler Andreas Loth, 32, verstärkt. Der Stürmer kommt aus Ingolstadt und gibt heute Abend im KEC-Spitzenspiel gegen Frankfurt sein Debüt. „Er ist ein physisch starker Kämpfer, der immer alles gibt“, meint Sportdirektor Pauels. Ein Spieler also, wie Zach ihn mag. Lange Jahre spielte Loth unter Zachs Regie in Kassel und in der Nationalmannschaft.