Vorwürfe gegen Ott reißen nicht ab

Nach den Ratsgrünen wirft nun auch die Hochschulgruppe der Jusos dem KölnerSPD-Chef „Stammtischparolen“ vor. Der möchte vom Gesagten nichts zurücknehmen

KÖLN taz ■ Die jüngsten Äußerungen des Kölner SPD-Vorsitzenden Jochen Ott in der Integrationsdebatte sorgen auch in den eigenen Kreisen für Aufregung. So kritisierte die Kölner Juso-Hochschulgruppe, Ott habe „Stammtischparolen auf dem Niveau von ‚Pro Köln‘“ verbreitet. Der 30-jährige Ratspolitiker hatte sich unter anderem gegen eine „Multikultitrallala-Politik“ ausgesprochen, die „unseren Städten massiv geschadet“ habe, und behauptet, es gebe „eine islamische Parallelgesellschaft, die vollkommen intolerant ist“ (taz berichtete).

„Otts Behauptung, dass Deutsche, die sich über Fehlverhalten von MigrantInnen beschweren, als Ausländerfeinde gelten würden, geht völlig an der Realität vorbei“, sagte die Vorsitzende der Uni-Jusos, Anja Becker. Fehlverhalten – egal von Deutschen oder MigrantInnen – zu kritisieren, sei nicht ausländerfeindlich. Sehr wohl aber, „einen sich falsch verhaltenden Migranten mit dessen Fehlverhalten funktional zu verknüpfen“, so dass der Status als Migrant als Ursache für Fehlverhalten erscheine.

Zuvor hatten bereits die Grünen „Unverständnis und teilweise blankes Entsetzen“ über Otts Positionen ausgedrückt. Ott habe sich „seine Neu-Wahl in den zukünftigen Integrationsrat gründlich vermasselt“, so Ossi Helling, sozialpolitischer Sprecher, und Arif Ünal, migrationspolitischer Sprecher der grünen Ratsfraktion.

Ott selbst verteidigte seine Aussagen: „Ich stehe zu dem, was ich gesagt habe“, so der Ratsherr zur taz. „Man muss auch mal selbstkritisch diskutieren können. Die SPD hat in der Integrationspolitik viel erreicht, aber es gibt auch Probleme. Und über die muss eine Gesellschaft offen diskutieren können.“ Für diese Diskussion ist der Integrationsrat der richtige Ort. An der Integrationsfrage entscheide sich die Zukunft Kölns.

Sebastian Sedlmayr