Caritas muss sich selber helfen

Die Kölner Caritas ist zum Sparen gezwungen. 60 Stellen sind gestrichen, einige Einrichtungen geschlossen. In Zukunft will sich der Verband daher von öffentlichen und kirchlichen Geldgebern unabhängiger machen und verstärkt Spenden sammeln

von Susanne Gannott

Auch Kölns größter Wohlfahrtsverband, die katholische Caritas, bekommt die Folgen der leeren öffentlichen und kirchlichen Kassen zu spüren. Doch der Verband will auf die angespannte Finanzsituation „intelligent reagieren“, wie Kölns Caritas-Direktor Pfarrer Franz Decker gestern erklärte. Daher habe die Caritas schon 2003 begonnen, die Lage des Verbands zu analysieren und daraus ein Konzept mit „strategischen Schwerpunkten“ für die Zukunft erstellt.

Die ersten Auswirkungen des neuen Konzepts haben einige Caritas-Mitarbeiter schon zu spüren bekommen: Um rund eine Million Euro habe der Verband seine Ausgaben in 2004 bereits reduziert, 60 Stellen wurden gestrichen, „das konnten wir aber überwiegend sozialverträglich gestalten“, so Decker. Trotzdem musste man sechs betriebsbedingte Kündigungen aussprechen, die Zeitverträge einiger Mitarbeiter wurden nicht verlängert. Überdies wurden zwei Einrichtungen geschlossen, die sich vor allem aus inzwischen gestrichenen öffentlichen Mitteln finanziert hatten: das Martin-Luther-King-Haus in der Meister-Gerhard-Straße, ein Wohnheim für jugendliche Migranten, und das Tagungshaus in Dünnwald.

Auch wenn der Caritas-Direktor diese Entwicklung bedauert, manche Sparmaßnahmen sieht er durchaus positiv. Als Beispiel nannte er die Zusammenlegung des Treffpunkts Groß St. Martin, einem Begegnungs- und Bildungszentrum für Senioren in der Altstadt, mit Seniorenangeboten für Migranten zum Interkulturellen Treff „50 plus“. Das sei sogar eine „inhaltliche Verbesserung“ des Angebots für Senioren, erklärte Decker. „Wo bekommen sie das sonst: einen Italienischkurs mit Italienern?“

Diese Erweiterung des Angebots entspreche auch der strategischen Neuausrichtung der Caritas, die ihre sozialen Dienste interkulturell öffnen wolle, ergänzte der stellvertretende Geschäftsführer Peter Krücker. Mit dem neuen Konzept besinne sich die Caritas auf die Schwerpunkte ihrer Arbeit. Die lägen einmal im „klassischen“ Einsatz für alte, kranke und behinderte Menschen, aber auch immer mehr im Bemühen um die Integration der Zuwanderer. Der Verband stelle sich den damit verbundenen Anforderungen „mit speziellen Angeboten, aber auch im Sinne einer Querschnittsaufgabe“, wie es im Strategiepapier heißt.

Allerdings rechne die Caritas gerade im Bereich der Migrationsarbeit mit weiteren Einsparungen seitens der staatlichen und kirchlichen Geldgeber, sagte Decker. So streite sein Verband derzeit mit der Kölner Diözese um Zuschüsse für die drei Caritas-Kindergärten. Dabei habe man diese gerade zu bilingualen Einrichtungen umgebaut. „Das sind wichtige Bausteine unseres neuen Konzepts“, erklärte der Direktor. Und auch das Therapiezentrum für Folteropfer, in dem die Caritas Flüchtlinge aus aller Welt betreut, kämpfe Jahr für Jahr ums Überleben. In Zukunft will die Caritas daher noch mehr auf alternative Finanzierungsquellen wie Stiftungen, „Wir helfen“-Aktionen und Spender setzen. Dafür wurde sogar eine neue Stelle geschaffen: für eine Fundraiserin.