Und ab ins Allgäu

Sozial-Senatorin kürzt Mittel für Kinderkuren und will verhaltensauffällige Mädchen in Bayern internieren

Ein „gutes, neues Angebot“, prahlt Birgit Schnieber-Jastram (CDU) und lässt sich in ihrer Pressemitteilung vor lauter Stolz schon gar nicht mehr als Sozialsenatorin, sondern gleich als Bürgermeisterin, ganz ohne den Zusatz „zweite“ abfeiern. Offensiver kann frau kaum verdecken, dass das gute, neue Angebot vor allem ein Radikalkahlschlag ist: Ab 2005 fördert der Hamburger Senat keine einzige Langzeitkur für psychisch oder physisch erkrankte Kinder aus schwierigen sozialen Verhältnissen mehr. Die sollen sich zukünftig mit den Krankenkassen herumschlagen, wenn sie eine Kur benötigen.

Gut drei der jährlich eingesparten 7,5 Millionen Euro investiert der Senat in ein Kurkonzept light. Rund 1.000 Kinder per anno sollen mit diesem Geld auf vierwöchige Kurzkuren in den Einrichtungen der Rudolf-Ballin-Stiftung in Timmendorf und Wyk auf Föhr geschickt werden. Zudem soll die Stiftung im Allgäu „ein Angebot zur stationären Unterbringung von Mädchen“ entwickeln, die im Bereich der Prostitution, des Drogenkonsums oder anderer Straftaten auffällig geworden sind.

Während die sozial- und jugendpolitischen Sprecher der CDU das neue Konzept ihrer Senatorin pflichtschuldig als „positive Nachricht“ preisen und bejubeln, dass „jetzt auch anderen Familien und Kindern ermöglicht wird, Erholung und Urlaub zu verbinden“, übt die GAL scharfe Kritik an der Bürgermeisterin Plan. Besonders die Allgäuer Mädchenunterbringung stößt deren jugendpolitischer Sprecherin, Christiane Blömeke, sauer auf. Junge Prostituierte, Drogensüchtige und Straffällige bräuchten jeweils eine „auf sie zugeschnittene Hilfe“, betont Blömeke: „Eine Art Sammelhilfe wird nicht funktionieren.“

Die GAL-Abgeordnete weiter: „Allen fachlichen Warnungen zum Trotz hat sich der Glaube durchgesetzt, man müsse nur alle Mädchen mit Problemen aufsammeln und weit weg bringen – dann wird alles gut.“ mac