Der Schalter klemmt

Lasche Schalker verlieren 1:2 im Uefa-Cup bei Feyenoord und freuen sich auf das Sonntagsderby gegen Dortmund

ROTTERDAM taz ■ Ein Fußballer besteht unter anderem aus Patellasehne, Syndesmoseband, Adduktoren – und einem Schalter. Wo der sich genau befindet, ist unklar. Er darf am oder im Kopf vermutet werden. Seine Existenz zieht jedenfalls niemand aus der Kickerbranche ernsthaft in Zweifel. Der Schalter funktioniert nur in eine Richtung: Umlegen, und alles wird gut.

Ob das denn wirklich so einfach sei, wurde Ebbe Sand am Mittwoch gefragt, nachdem der FC Schalke durch eine 1:2-Niederlage bei Feyenoord Rotterdam den ersten Gruppenplatz verspielte, der die nächste K.o.-Runde im Uefa-Pokal vermutlich einfacher gemacht hätte. „Ja, ganz klar“, sagte der Däne. Natürlich hätten sie lieber gewonnen, „aber du hast halt im Unterbewusstsein, dass du weiter bist. Egal ob du verlierst oder gewinnst.“

Genau diese Einstellung hatte Ralf Rangnick wenige Minuten zuvor kritisiert. „Übermut tut selten gut“, sagte der Trainer. „Hochmut kommt vor dem Fall“, fiel ihm ebenfalls noch ein, bevor er mit einer knappen Analyse begann, die trefflich war: „Wir haben den Gegner am Boden gehabt, um dann ein bisschen Wiederbelebung zu betreiben.“ Nach der Führung von Mike Hanke (7.) sah es so aus, als sei der FC Schalke wirklich auf Butterfahrt. Feyenoord machte keine Anstalten, die Ruhe zu stören. Erst ein schlimmer Fehlpass von Christian Poulsen lud den Uefa-Cup-Sieger von 2002 zum Mittun ein. Salomon Kalou nutzte ihn aus (33.), acht Minuten später köpfte der Stürmer von der Elfenbeinküste zum Endstand ein.

„Einige haben gezeigt, dass sie nicht die Klasse haben, die sie glauben zu haben“, raunzte Manager Rudi Assauer. Wenn es nun schlecht läuft, wird Real Madrid in der nächsten Runde im Februar der Gegner sein. So weit aber wollte noch keiner der Spieler denken. Sie blickten nur vier Tage in die Zukunft, und die ist rosarot, weil sie schwarzgelb ist. „Nö, ich habe noch nie gegen Dortmund verloren, und das wird auch nicht passieren“, grinste Gerald Asamoah. Am Sonntag beim BVB dürfte er ebenso in der Anfangself stehen wie die Brasilianer Marcelo Bordon und Lincoln, die die Fahrt in die niederländische Hafenstadt erst gar nicht angetreten hatten.

„Dortmund ist ohne Ende unter Druck. Das müssen wir einfach ausnutzen“, sagte Sand. Vom Verdacht neuerlichen Hochmuts sprach er sich dann schnell frei: „Bei einem Derby ist es eigentlich egal, wer in der Tabelle oben oder unten steht.“ Je mehr der Däne aber über die Situation nachdachte, desto mehr Vorteile sah er auf der Seite des Tabellenzweiten der Fußball-Bundesliga. „Ich hoffe, dass alle Mann an Bord sind. Dann können wir wieder richtig Gas geben.“ Wünsche hatte auch Ralf Rangnick: „Ich hoffe, dass wir jetzt so schnell wie möglich nach Hause kommen.“ Der Trainer vertraut eher einer guten Vorbereitung als einem Schalter, von dem niemand genau weiß, wo er ist.

MARCUS BARK