Pünktlich zum Feste ist Kölle zweistellig

Nach dem 1:1 in Rostock verfällt der Tabellenletzte nicht in eine Adventsdepression. Denn der Trend zur Tasmaniasierung des FC scheint gestoppt: Nach 16 Spielen hat Köln stolze 10 Punkte und immer noch Hoffnung

KÖLN taz ■ Unverschwitzt und schlecht gelaunt verliess Dirk Lottner den Platz. Nur zehn Minuten hatte der Ex-Held Standfußball abliefern dürfen beim 1:1 im Rostocker Ostseestadion. Kommentarlos ging Lottner in die Kabine, wo er überflüssigerweise duschte. Der Kurzeinsatz des degradierten Mannschaftsführers steht symbolhaft für den 1.FC Köln der Adventszeit. Die Zeit der alten Aufstiegstruppe um Lottner ist vorbei, doch eine neue Mannschaft hat der Ligaletzte noch nicht.

Immerhin ist der Trend zur Tasmaniasierung gestoppt. Mit dem Remis an der Waterkant hat sich der FC in den zweistelligen Punktebereich gehievt. Nicht ganz so schlecht wie der Berliner Rekordabsteiger von 1966, aber immer noch hundsmiserabel, so sieht die Kölner Bilanz nach 16 Ligaspielen aus: 10 Niederlagen, nur zwei Siege, nur zwölf Tore. So lesen sich Absteiger-Statistiken. „Richtig freuen kann man sich nur über einen Sieg“, wehrte Manager Andreas Rettig Glückwünsche zum Punkt beim Rostocker Überraschungsteam ab.

Dass es nun zum siebten Mal in Folge nicht klappen konnte mit drei Punkten, zeichnete sich schnell ab. Nachdem Köln den Anfangsdruck der Rostocker glücklich überstanden hatte, legte das Schlusslicht die ganze Biederkeit seiner Spielanlage offen. Trainer Marcel Koller hatte für den dauerformschwachen Regisseur Lottner eine Mittelfeldachse installiert. Alexander Voigt (defensiv) und Christian Springer (offensiv) sollten im Zentrum Überraschungseffekte und Majoritätsverhältnisse für die Kölner organisieren und produzierten doch nur harmlose Scheinangriffe und Torschüsse Richtung Ostsee.

Zufällig wie eine Windböe aus Nordost geschah denn auch der Kölner Führungstreffer in der 34. Spielminute. Nach einem Fehler auf der Hansa-Außenbahn konnte Kringe den jungen Lukas Podolski anflanken, der in den Winkel köpfte. Den Rest der ersten Halbzeit spielte Köln ganz nett und vor allem klein-klein. Die Verunsicherung der Rostocker konnten die Rheinländer nicht ausnutzen.

In Hälfte 2 wartete Köln auf den Ausgleichstreffer. „Da haben wir hinten kompakt gestanden“, fand Coach Koller die Verbarrikadierung im Süden der eigenen Hälfte total gut. Doch Rostocks Rache kam in der 64. Minute. Maxens Strafstoss konnte Torwart Stefan Wessels noch abwehren, doch nach 19 Sekunden Chaos in der FC-Abwehr traf Prica zum Endstand.

„Wir hatten uns sechs Punkte bis zur Winterpause vorgenommen. Das geht nun nicht mehr“, rechnete Torschütze Podolski nach Spielende korrekt vor. Trainer Koller stellte sich vor dem letzten Hinrundenspiel am Dienstag gegen Berlin selbst ein Ultimatum: „Das müssen wir gewinnen.“ MARTIN TEIGELER