Abgang der Christdemokraten

Mit der Sprengung des alten Konrad-Adenauer-Hauses verliert Bonn eines der letzten Hauptstadt-symbole: Die Deutsche Telekom übernimmt die Ex-Parteizentrale. Ein Augenzeugenbericht

VON KLAUS JANSEN

Friedrich Ebert wird einsam sein. Über Jahrzehnte teilte er sich seine Bonner Allee mit dem Haus von CDU-Altbundeskanzler Konrad Adenauer. Vorbei: Die ehemalige CDU-Parteizentrale an der Friedrich-Ebert-Allee wurde am Sonntag gesprengt.

53 Kilo Sprengstoff erledigen das, was die Abrissbirne nicht durfte. Ein lauter Knall, berstender Beton, und das Konrad-Adenauer-Haus ist ein rauchender Trümmerhaufen. Die Stadt Bonn verliert eines ihrer letzten Hauptstadtgebäude. „Diese Sprengung ist Strukturwandel“, sagt Stadtsprecher Friedel Frechen, noch bevor sich der Rauch über den Trümmern verzogen hat. Was er damit meint, zeigt ein Blick in die Umgebung: Hinter den geborstenen Betonteilen der Bonner Posttower, Zentrale der Deutschen Post. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite das magentafarbene Logo auf der Konzernzentrale der Telekom. Freier Blick auf die Unternehmen, die dafür sorgen sollen, dass Bonn auch dann noch bundesdeutsche Geltung besitzt, wenn die letzte Regierungsbehörde nach Berlin gezogen ist. „Emotional ist es schade, dass das Adenauerhaus weg ist“, sagt Friedel Frechen. „Aber rational bleibt, dass die Telekom Gelände braucht.“ Anfang 2005 soll der Grundstein für ein hochmodernes Bürogebäude gelegt werden.

Der Deutschen Telekom gehört das Gelände an der Friedrich-Ebert-Allee, seit die CDU im Jahr 2000 ihre Parteizentrale nach Berlin verlegt hat. Ursprünglich wollte das Unternehmen nicht sprengen. Das Adenauerhaus sollte herkömmlich mit einer Abrissbirne zerlegt werden. Erst als Anwohner gegen die lauten Abrissarbeiten protestierten, beschloss der Ex-Monopolist, das Gebäude mit einem großen Knall zu zerlegen. Auch das wollten die Anwohner verhindern. Sie protestierten vor Gericht gegen ihre geplante Evakuierung. Zur Besänftigung griff die Telekom in die Portokasse: Die Anwohner durften die Sprengung auf Unternehmenskosten exklusiv beim Brunch im gegenüberliegenden Maritim-Hotel mitverfolgen.

Nicht alle Bonner sind begeistert von dem neuen Wind, der durch das ehemalige Bundesdorf weht. Hinter der Sicherheitsabsperrung sagen zwei Rentner, was man in Bonn noch immer denkt: „Es tut weh, was hier weggeht. Auch wenn die Tränen seit Jahren getrocknet sind“, sagt einer. „Die von der Telekom sind doch größenwahnsinnig, die meinen, die könnten hier alles machen.“ Sein Nachbar: „Was würden wir sonst machen?“

Eine halbe Stunde nach der Sprengung ziehen sie mit anderen Schaulustigen in Richtung Trümmerhaufen Adenauerhaus. Souvenirs suchen: „Los, lass uns mal gucken, ob wir hier noch Geldkoffer finden.“