Besucherbergwerk
: Nicht gut, aber billig

Das Ruhrgebiet ist ein Mekka der Industriegeschichte. Zu sehen sind Kokereien, Zinkereien, Berbarbeitersiedlungen - doch die Steinkohleförderung fehlt bislang im Museumskanon.

Kommentar von CHRISTOPH SCHURIAN

Nun berichten Medien, in Essen soll ein Besucherbergwerk geschaffen werden auf dem Weltkulturerbe Zeche Zollverein. Für kaum 17 Millionen Euro Investitionskosten könne ein Besuchsmagnet entstehen. Doch kommt der Besucherpütt in Schacht Zwölf auf Zollverein, ist der Touristenmagnet leider eine Mogelpackung – authentischen Bergbau wird es nicht zu sehen geben.

Zwar wird ein Original-Aufzug die Gruppen in die Abbautiefe von tausend Metern befördern, dafür muss die Steinkohle-Förderung simuliert werden. Wie im Bergbau-Museum in Bochum werden Ausstellungsbauer also versuchen, unter Tage nachzuahmen. Tief im Schacht Zwölf ist zur Zeit wenig mehr als Beton.

Ein Bergwerks-Fake in Essen wäre doppelt schade: In einer Region, die flächendeckend tiefer gelegt wurde, müsste sich doch ein passender Pütt auftreiben lassen, wo Hitze, Staub und Lärm, der menschliche und technische Aufwand im Ruhrbergbau erfahrbar werden, ohne Täuschung und Glättung. Warum nicht Zeche Hugo in Gelsenkirchen?

Und Zollverein braucht nicht noch mehr Aufmerksamkeit: Kühlturm-Hotel, Weltkultur, Design, Tanz, Ruhrmuseum. Das Besucherbergwerk sollte an einen anderen Ort.