Ungezähmte Seele

Während Gabriela Maria Schmeide den Silbernen Roland bekommt, rumpelt selbst Klaus Pierwoß nur ganz leise

Schwierig, mit politischen Statements dazwischen zu kommen. Ungewohnt holprig trug Klaus Pierwoß seinen Ärger über die angekündigte Kürzung des Theater-Etats um rund 220.000 Euro vor: Bei der Verleihung des Silbernen Rolands der Volksbühne an Gabriela Maria Schmeide als trouble-fête aufzutreten, das schien ihm nicht zu gefallen.

Eine Art Verneigung: Sonst ist er nicht so schüchtern, der Generalintendant, wenn es darum geht, die Belange seines Hauses zu vertreten. Und immerhin handelt es sich laut Pierwoß um einen echten Vertragsbruch. Der könnte ihm, so heißt’s, einen verfrühten Abgang aus Bremen inklusive Abfindung erlauben. Die bundesweite Wahrnehmung des Mauerblümchens Bremen wäre dann zwar garantiert, aber nicht, wie im Rahmen der Kulturhauptstadtbewerbung angestrebt: „Das bereitet uns erhebliche Bauchschmerzen“, so Uli Fuchs fürs Projektbüro auf Nachfrage. Bewerbungsintendant Martin Heller werde dazu im Laufe der Woche Stellung nehmen.

Das Erstaunlichste des Publikumspreises an Gabriela Schmeide: dass sie ihn erst jetzt bekommt. Denn den silbernen Roland gab’s am Samstag schon zum 13. Mal, und immerhin ist die Schauspielerin seit neun Jahren die Besetzung der Wahl für weibliche Hauptrollen in Bremen. Die Gruppe ihrer Bewunderer bildet eine erstaunliche Schnittmenge von Volksbühnen-Klientel, Freier Szene und – wegen Andreas Dresens „Halbe Treppe“ und „Die Polizistin“ – Cineasten: Eine Konsensfigur. Manchen vermissen ein bisschen die branchenübliche Profilneurose: Das ist keine Schande.

Den Part des charmant-verlegenen Laudators hatte Andrzej Woron übernommen: „Sie sucht – sie findet“, so gehe Schmeide bei Proben mit Rollenproblemen um. „Aber kurz danach“, so der polnische Regisseur in gespielter Verzweiflung über diese „ungezähmte Seele“ komme sie und biete „eine zweite Version an, vielleicht auch eine dritte – vollkommen anders. Aber ebenso überzeugend.“ bes