Emergency Room Ruhr

Das Ruhrgebiet soll am Krankheitswesen genesen: Gestern stellte Ministerin Fischer eine erste Version des „Masterplan Gesundheitswirtschaft“ vor. Revier will bundesweit PatientInnen anlocken

aus GelsenkirchenANNIKA JOERES

Das Ruhrgebiet will seine Kranken weiterhin so therapieren wie bisher, nur gemeinsam. Dies ist der Kern des „Masterplan Gesundheitswirtschaft“, Version I, den NRW-Gesundheitsministerin Birgit Fischer (SPD) gestern im Gelsenkirchener Wissenschaftszentrum vorstellte. Sie erhofft sich von der Pillen- und Praxenbranche 40.000 neue Arbeitsplätze und einen großen Aufschwung fürs Ruhrgebiet. „Wir können bundes- und auch europaweit an der allerersten Stelle stehen“, sagte Fischer.

Verschiedene Medizingebiete sollen die Kranken anlocken: Die Universität Witten-Herdecke entwickelt neue Behandlungsmöglichkeiten für deformierte Kiefer und Zähne, etwa bei Menschen mit Behinderungen oder Alten. Bochum und Essen sind Spitzenreiter in der Telematik, der computergestützten Patientenbetreuung. Hier gibt es zum Beispiel die elektronische Patientenkarte, die alle Behandlungen wie zum Beispiel Röntgenaufnahmen auf einem Chip speichert. In Dortmund gründet sich ein Netzwerk für IT- und Biotechnologie, das über Datenbanken für ÄrztInnen und PatientInnen forscht.

„Wir können in diesem Ballungsraum Logistik und Anwendungen schnell erproben“, sagt Josef Hilbert von Medecon Ruhr, einer Gemeinschaftsinitiative aller strukturpolitischen Akteure des Reviers, vom RVR zum Inititativkreis Ruhrgebiet bis zur Projekt Ruhr. Mit Medecon habe die Gesundheitswirtschaft hier ein Gesicht, einen echten Ansprechpartner. „Hier ist die vitalste Gründerszene Deutschlands“, das Investieren in die Universitäten zahle sich jetzt aus. Auch das überdurchschnittliche Alter der Ruhrgebietsbevölkerung sieht Hilbert als Vorteil: „Wir sind die ersten, die den riesigen Markt an Produkten und Diensten für Alte entwickeln.“ Bislang würden ältere Menschen noch von ihrer Familie, Freunden oder in der Nachbarschaft gepflegt, in Zukunft könnten und müssten Privatfirmen die Hilfe übernehmen.

Uwe Kremer von Life Technologies Ruhrgebiet, einem Verein, der sich um die technologischen Entwichklungen im Gesundheitswesen kümmert, glaubt an hohe Exportraten. „Ins Ruhrgebiet fließen 150 Millionen Euro Strukturförderung, die medizinischen Firmen zugute kommen“, sagt er. Unter anderem würde auch daran gearbeitet, Führungskräfte weiterzubilden.

Der große Durchbruch soll der Gesundheitswirtschaft aber erst noch bevorstehen, wenn die Version II des Masterplanes in Kraft tritt. Dann sollen laut Fischer konkrete Schritte folgen. Wann die zweite Version allerdings kommt, mag Fischer nicht abschätzen. „Dieser Prozess wird nie abgeschlossen sein.“