It‘s the economy, stupid

400 Busse werden am Wochenende zu den Kölner Weihnachtsmärkten pro Tag erwartet – vor allem aus Großbritannien. Teil 2 der taz-Advent-Serie

Von Nicole Klemp
und Bruno Knopp

Englisch hört man dieser Tage häufig in Köln auf den Weihnachtsmärkten und in den Geschäften. „Wir rechnen im Dezember mit etwa 30.000 Übernachtungen von Gästen aus dem Vereinigten Königreich“, erklärt Josef Sommer, Geschäftsführer der KölnTourismus GmbH. Nach den Briten seien Niederländer und Belgier die ausländischen Touristen, die am häufigsten zum Jahresende in der Stadt übernachten. „Es boomt zu Weihnachten in Köln“, resümiert Sommer. „Und wir hoffen, auf dem hohen Niveau des Vorjahres noch etwas zuzulegen.“

Zu den geschätzten fünf Millionen Tagestouristen im vorigen Dezember kamen noch 163.000 Übernachtungsgäste, die im Schnitt knapp zwei Tage in Köln verbrachten. Ein weiterer wichtiger Faktor waren die etwa 320.000 so genannten „Couch-Touristen“. Sie nächtigten in der Jahresendzeit bei Verwandten oder Freunden zu Hause.

Das vorweihnachtliche Köln ist „in“. Vor allem Bahn und Billigflieger transportieren immer mehr Gäste in die Domstadt mit ihren sieben Weihnachtsmärkten. Dies ist auch das Resultat der regen Marketingaktivitäten von Kölns Tourismusexperten. Die Besucher geben ihr Geld nicht nur am Markt, sondern auch in den Geschäften der Innenstadt aus. „Vor allem Niederländer und Briten kaufen sehr gut“, sagt Katja Schüre, Veranstalterin des Weihnachtsmarkts vor dem Dom. „Viele Engländer fragen häufig gar nicht nach dem Preis, sondern kaufen direkt.“ Für britische Gäste sei der aktuelle Wechselkurs günstig, und auf der Insel seien Weihnachtsmärkte mit ihrem romantischen Flair kaum verbreitet. Zudem gebe es viele weihnachtliche Produkte in Großbritannien nicht. „Unser Trachtenhändler strahlt“, so Schüre, „er verkauft sehr viel an Briten und Amerikaner.“

Die Weihnachtsmarktveranstalter sind mit dem Auftakt zufrieden. Auch Edwin Kroll vom Mittelalter-Weihnachtsmarkt vor dem Schokoladenmuseum freut sich über das trockene Wetter am vergangenen ersten Adventswochenende: „Kalte Witterung hat keinen Einfluss auf die Besucherzahlen, Regen kann sich negativ auswirken.“

Kroll schreibt mit seiner Event-Agentur viele Busreiseunternehmen in Großbritannien und den Benelux-Staaten seit Jahren direkt an. So gelangt sein etwas abseits liegender, außergewöhnlicher Markt in deren Besuchsprogramme. Einige andere Veranstalter gehen den gleichen Weg der teilweisen Direktvermarktung ihrer Weihnachtsmärkte.

Die Reisebusse entlassen ihre Gäste zentral in der Komödienstraße in Kölns Weihnachtsmarkt-Dschungel. An den kommenden Wochenenden werden bis zu 400 Busse täglich erwartet. Die Verkehrslenker der Stadt sperren daher an den Samstagen die Straße für den Durchgangsverkehr.

Überwiegend als Tagesgäste besuchen die Bustouristen aus den Benelux-Staaten das vorweihnachtliche Köln. Die Briten übernachten meist während ihrer Weihnachtsmarktreise in der Stadt oder in der Umgebung. Zunächst stürmen die meisten Besucher auf den Roncalli-Platz, bevor sie weiter ausschwärmen. Viele Briten und Holländer zieht es auch zum Rhein auf die „MS Wappen von Mainz“ und ihren Weihnachtsmarkt.

„Am ersten Advent-Wochenende waren etwa 50 Prozent unserer Besucher Briten“, sagt Veranstalter Bruno Deutzmann. „Insgesamt verzeichnen wir leicht steigende Gästezahlen, ausgelöst durch einen größeren Andrang an den Werktagen“ Dies gilt auch für den Märchenwald-Weihnachtsmarkt am Rudolfplatz. Hier machte letztes Wochenende der Anteil ausländischer Gäste nach Angaben der Betreiber sogar 65 Prozent aus.

Kölns hohe Attraktivität im jahresendzeitlichen europäischen Städtetourismus erfreut auch die ortsansässige Wirtschaft. „Das Weihnachtsgeschäft im Einzelhandel läuft entgegen einiger Erwartungen zufrieden stellend“, erklärt Jutta Peters, Referentin im Bereich Handel der Industrie und Handelskammer Köln. Es sei ein leichtes Umsatzplus im Vergleich zum vorigen Jahr zu erwarten.

Sogar die Sexshops in der Innenstadt profitieren von dem Besucher-Boom, den Köln vor dem Fest derzeit erlebt. An den Wochenenden hätten sich die Kunden mit ihren Weihnachtsmarkttüten in den Shops gedrängelt, so ein Mitarbeiter. Deutsch sei dann an der Kasse kaum noch zu hören.