kulturförderung
: Die alte Brotkorbfrage

Wann ist man am kreativsten: satt oder hungrig? Mit dem Vorstoß von Kultursenator Gloystein, die institutionelle Förderung zugunsten frei vergebbarer Projektmittel einzuschränken, ist in Bremen die alte Debatte um die optimale Höhe der Brotkorbaufhängung wieder entfacht – mit all’ ihrem Potential zur Zynik.

Kommentarvon Henning Bleyl

Denn: Wirklich satt ist hier schon lange niemand mehr. Was aus der Sicht des Senators wie ein theoretisch richtiger Ansatz aussieht – Flexibilisierung der Mittel, Schaffung von kulturpolitischem Gestaltungsspielraum –, argumentiert also an der Realität vorbei. Für Einrichtungen, die sich seit Jahren von Projekt zu Projekt hangeln, wird eine gewisse Planungssicherheit per Haushaltstitel zum irgendwann existenzentscheidenden Etappenziel. Das zur bloßen Besitzstandsorientierung zu erklären, ist reichlich instinktlos.

Auch schon vor Kulturhauptstadtfonds-Zeiten wurden in Bremen bemerkenswerte Projekte entwickelt – etwa die „Letzten Tage der Menschheit“ im Bunker. Mehr Initiative kann man von einem Theater kaum verlangen. Das Beispiel zeigt aber auch: Neue Möglichkeiten eröffnen Projektfonds vor allem für kleinere Einrichtungen, die dann mal über ihre finanziellen Schatten springen könnten.

Mit der bemerkenswert schnell beschlossenen Verschmelzung von k.m.b. und Kulturressort hat Gloystein durchaus Tatkraft bewiesen – jetzt müsste das Differenzieren einsetzen.

Bericht Seite 22