Schluss mit Zickenalarm

Der Verwaltungsrat des ZDF setzt Wolf-Dieter Poschmann als Sportchef ab – als Moderator bleibt er leider erhalten

Schade, Poschi, alles ist vorbei. Nun gut, nicht alles. Wolf-Dieter Poschmann (53) bleibt offiziell der ZDF-Sport-Hansdampf in allen Gassen. Aber die „Leitung der Hauptredaktion Sport“, wie es im Anstaltsdeutsch heißt, ist seit gestern futsch. Und weil auch der Sport im Rundfunk Ländersache ist, brauchte es dazu die Stimmen von gleich vier Ministerpräsidenten. Sie sitzen im ZDF-Verwaltungsrat, dem höchsten Gremium des Senders. Und der zog gestern Nachmittag Poschmann den Chefsessel weg. Als Moderator, „Sportstudio“-Mann und Reporter darf er zwar bleiben, muss künftig aber offenbar kürzer treten: Beim vorweihnachtlichen Spiel der deutschen Nationalelf gegen Japan darf jedenfalls wieder mal J. B. Kerner vor Experten-Kaiser Franz buckeln.

Über Poschmanns dominanten Führungsstil und allgemeinen Umgang mit den RedakteurInnen wurde schon lange gemotzt. „Autoritär und unkollegial“, heißt es über den Exsportler immer wieder, persönlichen Kontakt zum Chef gebe es kaum. „Poschmann will Perfektion und definiert, was das ist“, sagt ein ehemaliger Mitarbeiter: „Er sagt nicht mal mehr was, sondern erwartet, dass alles in seinem Sinne läuft.“ Klappt etwas nicht, „wird er laut und zickt Leute wegen Kleinigkeiten an“.

Bei den RedakteurInnen untereinander läuft’s dagegen, nur Poschmann sei immer außen vor. An seiner Kompetenz zweifelt zwar niemand, allein der Stil sei nun mal daneben. Die Abgänge aus der Sportredaktion der letzten Zeit wie der von Michael Palme (taz vom 23. 10.) gehen klar auch auf Poschmanns Konto.

Offiziell heiß es beim ZDF hübsch doppeldeutig zu Poschmanns Aufgabenreduzierung, dieser könne im Supersportjahr 2006 „nicht vier Stunden live vor der Kamera hocken, wenn dahinter der Krieg tobt“. Womit natürlich nur Koordinationsaufgaben gemeint sind.

Zu viel Hoffnung darf man sich aber nicht hingeben: „Als früherer Langstreckenläufer bin ich leidensfähig“, vertraute Poschmann vergangenen Sonntag noch Bums an. – Glück gehabt. Soll man auch dem Satz glauben, er, Poschmann, sei „für Kritik durchaus empfänglich“? – Zumal am Sonntag dann noch der Satz folgte: „Wenn zum Beispiel über einen angedrohten Rausschmiss geschrieben wird, so ist das schlicht unwahr.“ Nachfolger von Poschmann als Chef vom Sport wird nun sein bisheriger Stellvertreter Dieter Gruschwitz, der schon die letzte Fußball-WM als ZDF-Teamchef bestritt.

Uns erhalten bleiben Poschmanns Interviews, die zusammen mit denen von ARD-Oberschwurbler Waldemar Hartmann weiter für heiteres Grauen sorgen dürften. Und auch Japan verschwindet nicht ganz aus Poschmanns Horizont: Diesen Sonntag reportiert er im ZDF den Eisschnelllauf-Weltcup in Nagano – von Mainz aus. STG