In Belgrad verhaftet

Serbien überstellt den als Kriegsverbrecher gesuchten Belagerer von Sarajevo an das Tribunal in Den Haag

SARAJEVO taz ■ Aufgeräumt und heiter gab sich die Chefanklägerin des UN-Kriegsverbrechertribunals in Den Haag gestern in Sarajevo. Carla del Ponte hatte auch allen Grund dazu. Denn der vom Tribunal angeklagte mutmaßliche serbische Kriegsverbrecher Dragomir Milošević ist in Belgrad in Haft genommen worden. „Er wird heute von Serbien an das Haager Tribunal überstellt“, erklärte die Chefanklägerin. Über die näheren Umstände konnte sie allerdings noch nichts sagen.

Mit dieser Verhaftung scheint Belgrad erstmals die Bereitschaft zur Kooperation mit dem Tribunal zu signalisieren. Der 62-Jährige soll als Kommandeur serbischer Verbände während des Krieges in Bosnien und Herzegowina (1992–1995) für die jahrelange Belagerung Sarajevos verantwortlich sein. Seine Artillerie soll mehr als eine Million Granaten auf die Stadt geschossen haben. 15.000 Menschen starben damals in und um Sarajevo.

Weiterhin erklärte die Chefanklägerin, bis Jahresende werde es noch fünf oder sechs weitere Anklagen geben. Danach werde es keine Anklagen in Bezug auf den Krieg im ehemaligen Jugoslawien mehr geben. Auf die Frage, ob der Ex-UÇK-Kommandeur und designierte Ministerpräsident Kosovos, Ramush Harandinaj, dazugehört, beantwortete sie: „Wir werden sehen.“

Sie hoffe, sagte del Ponte, die europäische Friedenstruppe Eufor, die am Donnerstag die von der Nato geleiteten SFOR abgelöst hat, werde endlich die gesuchten Kriegsverbrecher Radovan Karadžić und Ratko Mladić verhaften. ERICH RATHFELDER