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: Triumph in den USA, bitterer Geschmack in den arabischen Ländern

Präsident Bush hat endlich seine Bilder. Der bärtige Höhlenmensch Saddam Hussein wird aus einem Erdloch geholt, lässt willig wie ein Pferd sein Gebiss untersuchen und umstandslos eine Rasur über sich ergehen. Trivialer Beginn einer Gefangenschaft, keine Spur von märtyrerhaftem Widerstand.

Wie besser hätte Bush seinem heimischen Publikum den Erzfeind präsentieren können? Jetzt kann er es allen zeigen, die sich bisher über sein „Mission erfüllt“ lustig gemacht haben – und auch seinen Kritikern in der Koalition der Unwilligen, die sich im Geheimen oft schadenfroh gaben, dass die US-Militärmacht weder des Al-Qaida-Anführers Bin Laden noch des irakischen Diktators habhaft werden konnte.

Zwar haben die amerikanischen Soldaten noch immer keine Massenvernichtungswaffen gefunden – dennoch hat die USA am Samstagabend eines ihrer wichtigsten Kriegsziele erreicht. Und die Iraker können erstmals sichergehen, dass die alten Zeiten nie mehr wiederkehren. Jetzt feiern die Opfer Saddams, für die Amerikaner eine gute Gelegenheit, spontane Dankbarkeit auszunutzen und die Iraker zur Mitarbeit beim Wiederaufbau ihres Landes aufzurufen.

Aber so günstig die Bilder in den Westen ausstrahlen, in der arabischen Welt bewirken sie eher das Gegenteil. Ob sie für oder gegen Saddam sind – für viele Araber kratzen die Bilder auch an ihrer eigenen Würde. Einmal mehr wird ihnen schmerzhaft bewusst, dass sie es nicht selbst waren, die dieses Problem aus dem Weg geräumt haben. Erstmals werden sie Zeuge, dass einer ihrer verhassten Führer öffentlich zur Rechenschaft gezogen wird – ein zweifelsfrei historischer Moment. Das Problem ist nur, dass sie dabei wieder nur als Zuschauer fungieren. Der Prozess gegen Saddam stößt sofort auf die Frage nach der irakischen Souveränität. Wer wird ihn vor Gericht stellen, und wer wird die Regeln des Verfahrens bestimmen?

Eine von den internationalen Besatzern bestimmte irakische Tribunaljustiz hat für viele einen bitteren Geschmack. Selbst wenn tatsächlich Recht gesprochen wird – solange es von außen kommt, ist es nur schwer anzunehmen. KARIM EL GAWHARY