Opel Bochum rettet sich

Nach einem Personalabbau von rund 1.000 Stellen in diesem Jahr im Opelwerk Bochum sieht sich die Werksniederlassung auf einem guten Weg

„Insourcing“ heißt das Zauberwort bei Opel und soll Mitarbeiter vor Arbeitslosigkeit schützen

Von Elmar Kok

Opel Bochum will in diesem Jahr auf lange Sicht das letzte Mal rote Zahlen schreiben. Das sagte Jan Brems, Direktor des Bochumer Opel-Werks gestern auf der Jahresabschluss-Pressekonferenz im Bochumer Opel Werk I. Nach seinen Angaben sei der Bochumer Produktionsstandort fast mit dem von Opel-Chef Carl-Peter Forster ausgewiesenen Budget ausgekommen. Im nächsten Jahr soll das Konzernprogramm Olympia auch der defizitären Bochumer Produktionsstätte wieder schwarze Zahlen in der Bilanz bescheren. „Dann wollen wir in Bochum eine schwarze Null schreiben“, sagte Brems.

Dafür müssen die Arbeitnehmer des Bochumer Werks wieder nachts arbeiten. Denn mit Einführung der Lean-Production in Bochum wird eine von zwei Produktionslinien im Bochumer Werk geschlossen. Mit der Inbetriebnahme der neuen Produktionsstraße für Zafira und Astra Caravan, der ab Sommer nächsten Jahres in Bochum gebaut werden soll, versucht Opel eine Vorgabe aus den USA umzusetzen: „Aggressive actions to reduce costs in all areas of business“ hatte Rick Wagoner, Chef der Opel-Mutter General Motors vor zwei Jahren gefordert.

Diese Linie hat das Werk mit dem in diesem Jahr weiter durchgeführten Arbeitsplatzabbau im Rahmen des „Olympia“-Sanierungsplanes fortgesetzt. Ein „Überhang“ von 1.000 Beschäftigten sei in diesem Jahr abgebaut worden, erläuterte Edgar Vieth, Personaldirektor des Bochumer Werkes. Im nächsten Jahr würden für die Produktion des neuen Autos nochmal 400 Menschen weniger gebraucht, da sich die Effizienz in der Produktion weiter steigern lasse. Damit es nicht zu betriebsbedingten Kündigungen kommt, wird ein Teil der betroffenen Mitarbeiter zu der Transfergesellschaft wechseln, die auch in diesem Jahr einen Großteil der Mitarbeiter weiterqualifizieren, weitervermitteln und in die Frühverrentung begleiten sollte. So sollen die Arbeitsplätze sozialverträglich abgebaut werden und so ist es in der Betriebsvereinbarung zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern beschlossen worden.

Direktor Brems überrascht bei seiner Beschreibung zur Werksreform, Kostenkonsolidierung und Arbeitsplatzsicherung mit einem in diesem Zusammenhang neuen Begriff: „Insourcing“ nennt Brems das, was die Bochumer für die Sanierung brauchen. Da die Bandarbeiter im umgebauten Standort Bochum während der Arbeit keine Zeit hätten, die zum Einbau nötigen Teile zu holen und um das Band herum in Griffweite nicht genug Platz für alle Teile ist, wird es Zuarbeiter geben, die alle richtigen Teile anreichen: „Wir werden Mitarbeiter haben, die Teile ans Band bringen“, sagt Brems. Damit nach der Umstellung des Werks alles reibungslos klappt, haben die Bochumer Opelaner fast vier Wochen Werksferien, in denen alles umgebaut wird. „Allerdings fallen effektiv nur zehn Produktionstage aus“, sagt Brems. Damit muss Opel auf den Bau von 12.000 Fahrzeuge verzichten. Für die neue Produktlinie und den Umbau des Werkes hat Opel nach eigenen Angaben in diesem und in den letzten beiden Jahren insgesamt 400 Millionen Euro ausgegeben.

Allerdings ist die Sanierung in Bochum noch nicht abgeschlossen. Denn der Konzern hat es noch immer nicht geschafft, für seine Achsenproduktion einen Käufer zu finden. Das Werk in Bochum gilt als defizitär. Opel ist der einzige europäische Automobilhersteller, der seine Achsen noch selbst fertigt.