Gastfreundschaft ist jetzt amtlich

Der Preis für die freundlichste Ausländerbehörde Deutschlands geht an Bochum. Beurteilen durften ausländische Studierende und Doktoranden. Das Amt will auch bei Abschiebungen „höflich“ sein

von Natalie Wiesmann

Bochum geht besonders freundlich mit seinen Ausländern um. Zusammen mit den Städten Regensburg und Kassel hat die Ausländerstelle von der Alexander-von-Humboldt-Stiftung und dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft den ersten Preis bekommen. Allerdings durften nur ausländische Studierende und Wissenschaftler abstimmen.

„Das ist für uns super“, sagt der Ordnungsdezernent Hanspeter Knirsch stolz. „Letztes Jahr waren wir noch unter den ersten zehn, heute sind wir die freundlichste Ausländerbehörde Deutschlands.“ Und man sei auch mit Abstand zu den anderen ausgezeichneten Behörden die Beste, so Knirsch. Bei den 323 Vorschlägen sei in 81 Fällen Bochum genannt worden, das sind 25 Prozent der gesamten Nominierungen. Von den NRW-Städten hat es noch Münster zu einem Lob gebracht. Die anderen Ausländerbehörden im Ruhrgebiet liegen nicht unter den ersten zehn.

„Die Kooperation mit dem Akademischen Auslandsamt ist ausschlaggebend für die Bewertung“, sagt Peter Braun, Leiter des Einwohnermeldeamts. Angehende Akademiker fänden in Deutschland viele bürokratische Hürden vor. Der Preis soll die für Studien- und Wissenschaftsstandort Deutschland wichtige Arbeit der Ausländerbehörden stärker ins Licht der Öffentlichkeit setzen. „Der Erstkontakt ist prägend“, so Braun.

Die Ausländerbehörde Bochum will mit dem Preisgeld von 25.000 Euro ihre Renovierungen weiterbetreiben und Mitarbeiter weiterbilden. Auch solle mehr Geld in die Übersetzung von Flyern in gesteckt werden.

Der bereits renovierte Teil sieht tatsächlich für eine Behörde sehr einladend aus: Der Warteraum ist groß und hell mit runden Tischen ausgestatte, er erinnert mehr an ein Café als an eine Behörde. „Wir legen Wert darauf, dass es keinen Sonderschalter für Akademiker gibt“, betont Knirsch. Somit würden auch den anderen Migranten Freundlichkeit entgegengebracht. Natürlich hätte man als Ausländerbehörde nicht nur angenehme Aufgaben, gibt der Ordnungsdezentent zu, „aber wir bemühen uns auch bei Abschiebungen höflich und freundlich zu sein.“

Die Asylbewerberstelle in Bochum ist allerdings in einem anderen Gebäude und lange nicht so einladend: Die Räume sind eng und dunkel und die Wartezeiten oft sehr lang. Flüchtlinge machten mit der Ausländerbehörde in Bochum nicht nur gute Erfahrungen, so Hanif Hidarnejad, Sozialarbeiter bei der MigrantInnen-Selbstorganisation IFAK. Von den Beamten komme viel Druck, und „der Ermessensspielraum, den die Behörde hat, wird meistens negativ ausgelegt.“

In Bochumer Ausländeramt sind 33.750 Einwohner ohne deutschen Pass registriert. Davon machen die ausländischen Studierenden etwa sieben Prozent aus. Demnächst wolle man auch die Asylbewerberstelle in die neu renovierten Räume integrieren, stellt der Leiter der Ausländerbüros, Manfred Mönig, in Aussicht.