Weinen mit Quichote

Massenets „Don Quichote“ überrascht in der Oper mit eigenwilligen Einfällen. Dem gerührten Publikum gefällt‘s

KÖLN taz ■ Unweigerlich denkt man: Spanische Hofreitschule!, wenn der Opernchor in Pferdchenkostümen (Ute Lindenberg) und Zweibeinergalopp auf die Bühne hoppelt. Eine eigenwillige, aber passende Interpretation der Musik von Jules Massenets Oper „Don Quichote“. Aber der Galopp Torsten Fischers (Regie) fühlt sich in die Musik ein.

Ein weites Halbrund mit einer sich unendlich windenden Treppe ist Kulisse (Herbert Schäfer) und Reflektionsfläche von Licht- und Schattenspielen, sie erzeugt die Traumwelt, in die der Ritter „von der traurigen Gestalt“ gesetzt wird. Dabei ließ die literarische Vorlage für die Opern Federn. Dulcinea (Dalia Schaechter), die Phantasieliebe Don Quichotes (Matthias Hölle), ist eine reale Figur. Ihres Kolliers beraubt, verspricht sie dem Ritter ihre Liebe, falls er es wieder beschaffe. Mit seinem Gehilfen Sancho Pansa (Oskar Hillebrandt) macht er sich auf den Weg, besiegt unterwegs den Deckenventilator(!), und entreißt den Räubern den Schmuck und bringt ihn Dulcinea. Doch die verstößt ihn – aus Liebe! Denn die Treue, die Don Quichote verdiene, die könnte sie ihm nicht geben. Das herzzerreißende Finale: Don Quichote stirbt in Sanchos Armen inmitten der verlassenen Pferdchenkostüme auf dem musikalischen Federbett des Gürzenich-Orchesters (Leitung Johannes Stert). Eine ans Herz gehende Inszenierung mit einem dramaturgischen Glücksgriff: Denn auch Cervantes (Joachim Berger) bekommt seine hinzuerfundene Rolle. Das Geschehen niederschreibend, leitet er die Inszenierung.

Ein ergreifender, oft kitschiger Operntraum, in dem am Ende die Katharsis ihren großen Auftritt hat. Sie ist selten geworden, aber verquollene Zuschaueraugen sprechen eine eindeutige Sprache. BERNHARD KREBS

Weitere Aufführungen: 17., 19., 22. und 27. Dezember, 19.30 Uhr. Oper Köln. Einführung: Jeweils 19 Uhr im Foyer